Gegen eine einrichtungsbezogene Impfpflicht
Dr. Samir Al-Hami: "Ich lasse meine Mitarbeiter nach 20 Jahren nicht im Stich”
Fotos: O|N-Archiv
30.01.2022 / FULDA -
Der Druck für Ungeimpfte wird derzeit immer stärker und die einrichtungsbezogene Impfpflicht in ausgewählten Einrichtungen wie Krankenhäuser, Pflegeheime und Arztpraxen rückt immer näher. Bis zum 15. März sollen Angestellte in diesen Einrichtungen dem Arbeitgeber ihren Impfnachweis vorlegen, sonst droht ein Zugangsverbot in die Einrichtung – und schlimmstenfalls die Kündigung. "Vor allem als Arzt kann ich diese Regel nicht mit mir vereinbaren", so Dr. Samir Al-Hami, geschäftsführender Gesellschafter des Neuro Spine Centers, im OSTHESSEN|NEWS-Gespräch.
In den meisten Krankenhäusern der Region ist die Impfquote sehr hoch, wie OSTHESSEN|NEWS bereits berichtet hat. Auch bei Dr. Al-Hami sind alle acht fachärztliche Mitarbeiter vollständig geimpft. Von den nichtärztlichen Mitarbeitern sind vier von 47 nicht geimpft, aber vor allem in den letzten Wochen konnte er durch hartnäckige Aufklärungsarbeit einige Mitarbeiter noch für die Impfung gewinnen. Dennoch steht er nicht hinter der neuen einrichtungsbezogenen Impfpflicht: "Am Ende ist es die Entscheidung jedes Einzelnen und vor allem als Arzt muss ich diese Entscheidungen respektieren. Behandlungen werden auch nur mit dem Einverständnis der Patienten durchgeführt und wenn ich weiß, dass es das Beste für den Patienten ist und er sich dennoch dagegen entscheidet, dann muss ich das als Arzt so hinnehmen", erklärt er.
"Dieser Berufsgruppe müsste man danken und das ist der falsche Weg"
Die derzeit vier ungeimpften Mitarbeiter in der Fachklinik für Chirurgie/Neurochirurgie in Fulda seien keinesfalls Corona-Gegner, sondern lediglich verängstigt. Dies sei seiner Meinung nach die Folge der falsch angegangenen Impfstrategie der Politik. Zwar hätten die Verantwortlichen unzählige Impfzentren in kürzester Zeit organisiert, doch um den Menschen effektiv die Angst zunehmen, sei zu wenig unternommen worden. "Nicht alle, die derzeit noch ungeimpft sind, sind Corona-Leugner oder nutzen die Situation, um ihre politischen Einstellungen kundzutun", appelliert er. "Darüber hinaus haben alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen in den letzten Jahren wahnsinnige Arbeit geleistet, mussten sich um die Erkrankten kümmern und ihre eigene Gesundheit riskieren und das soll jetzt der Dank sein?""Die vier Ungeimpften in meiner Klinik sind nicht nur eine Zahl. Hinter ihnen stecken Namen, Familien und Schicksale. Teilweise arbeiten diese Mitarbeiter schon seit 20 Jahren bei mir und jetzt sollen diese Personen einfach gekündigt werden und ohne Lohn weiterleben?". Da Al-Hami dies nicht mit sich vereinbaren kann, wolle er – sollten die vier Mitarbeiter ein Zutrittsverbot von der Behörde erhalten – sie weiterbezahlen. Er wolle keinesfalls gegen das Gesetz verstoßen und hält sich an die Vorgaben, doch die weitere Auszahlung des vollen Gehalts trotz eventuellem Beschäftigungsverbot "kann mir keiner verbieten".
Schutz und Sicherheit der Patienten und Mitarbeiter hat oberste Priorität
Dennoch stehe der Schutz seiner Patienten und aller Mitarbeiter an oberster Stelle, weshalb er bereits im Mai 2020 eine hohe Investition für ein PCR-Gerät getätigt hat. Das vollautomatische Gerät ermöglicht ein Ergebnis innerhalb einer Stunde und ohne ein negatives Ergebnis des Tests, erhält niemand den Zugang zur Klinik. "Sowohl Personal als auch jeder einzelne Patient muss sich bei uns vor Ort testen lassen." Durch diese Test-Strategie sei seit Beginn der Pandemie noch kein Mitarbeiter oder Patient in seiner Klinik infiziert worden."Impfen bedeutet Solidarität für unsere Gesellschaft. Wir haben inzwischen seit über 200 Jahren Erfahrungen mit Impfungen und in der letzten Zeit haben auch die neuen Impfstoffe gezeigt, dass wir ihnen vertrauen können. Deshalb kann ich allen Menschen nur raten, dieses Geschenk für eine bessere Gesundheit anzunehmen. Ich selbst bin inzwischen fünf-mal geimpft und mir geht es blendend", berichtet er. Aber seine Mitarbeiter im Stich zu lassen stehe für den geschäftsführenden Gesellschafter des Neuro Spine Centers Dr. Al-Hami zu keinem Zeitpunkt zur Debatte. (law) +++