Wie die Gemeinde zu ihrem Ehrentitel kam
Deutschlandweit einzigartig: "Flieden muss ja ein ganzes Königreich sein!"
Fotos: Gemeinde Flieden
22.01.2022 / FLIEDEN -
Die Gemeinde Flieden ist wohl der einzige Ort in ganz Deutschland, der sich mit dem Titel "Königreich" schmücken darf. Der Ausdruck, der bei vielen Bürgerinnen und Bürgern im Laufe der Jahre in den ganz normalen Sprachgebrauch übergegangen ist, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Menschen aus nah und fern verbinden das knapp 9.000 Seelendorf mit dem Beinamen "Königreich". OSTHESSEN|NEWS hat bei Bürgermeister Christian Henkel nachgefragt: "Wie kommt das Dorf zu solch einer Ehre?"
Wie kam das Königreich denn nun zu seinem Titel?
Der Sage nach wurde Flieden im Jahr 1867 mit dem Bau der Eisenbahn zur Bahnstation - ein großer wirtschaftlicher Umbruch für die Bevölkerung. Fliedens Maurern und Arbeitern, die ihr Glück in neu entstandenen Industriestädten suchten, wurde nachgesagt, sie hätten halb Frankfurt aufgebaut. In dieser Zeit schien Flieden auch zu seinem Beinamen "Königreich" gekommen zu sein: Als an einem Wochenende viele Pendler eine Fahrkarte nach Flieden verlangten, soll der Schalterbeamte in Frankfurt verwundert ausgerufen haben: "Flieden muss ja ein ganzes Königreich sein!" Seitdem sei Flieden weit über seine Grenzen hinaus als "Königreich" bekannt. Gibt es 2022 nach vielen Jahren wieder einen König?
"In der jüngeren Vergangenheit haben sich auch viele Werbetreibende den Königreich-Titel zunutze gemacht. Von 1995 bis 2006 wurde in unserer Gemeinde sogar ein König gewählt. Andere Städte und Dörfer haben Wein- und Bierkönige. Warum dann im 'Königreich' nicht auch einen König installieren?", dachte sich die Gemeinde in den 2000-ern. Kandidaten aus den Ortsteilen ermittelten damals unter Einfluss des Publikums und der Jury spielerisch den König. Die Aufgaben des Königs mit den Prinzen sei gewesen, das Königreich nach innen und außen zu repräsentieren. Highlight in jedem Jahr - der Empfang des Hessischen Ministerpräsidenten. Jedoch sei die Tradition nach 2006 unglücklicherweise eingeschlafen. "Vielleicht wagen wir in diesem Jahr, wenn Corona es zulässt und im Spätsommer ein Fest stattfinden kann, nochmal einen Anlauf", spekuliert Henkel. Dann hätte die Gemeinde nach über 15 Jahren ihrem Namen gemäß auch endlich wieder einen König. (Lea Hohmann) +++