Bürgermeister Fehling ist sauer
Wer ist Schuld an der "Lichtaffäre" um die neue Fuldabrücke?
Archivfotos: O|N/Hans-Hubertus Braune
19.01.2022 / BAD HERSFELD -
Nachdem kurz vor Weihnachten die neue Fuß- und Radwegebrücke in den Bad Hersfelder Fuldaauen eröffnet wurde, war die Öffentlichkeit voll des Lobes über das außergewöhnliche Aussehen des Bauwerks. Die Stimmung schlug radikal um, als die zur Brücke gehörende Beleuchtung Anfang Januar ausgeschaltet wurde. Nun hat sich die Stadt Bad Hersfeld in einem ausführlichen Bericht zum Sachverhalt geäußert. Die Stellungnahme im Wortlaut:
"'Schildbürgerstreich' schallte es fortan in den sozialen Medien und in Leserbriefen, an Gründen für die 'Peinlichkeit' war kein Mangel. Sehr fix war die Community auch mit einem Schuldigen bei der Hand: 'Die Stadt' war es, hat die Genehmigung der Beleuchtung schlicht vergessen oder die gesetzlichen Anforderungen an Tierwohl oder Landschaftsschutz bei der Beleuchtung in den Fuldaauen einfach nicht beachtet. Krone der Vorwürfe: "Das Scheitern eines Zwei-Millionen-Projektes" – was denn doch wohl die Tatsache außer Acht lässt, dass der Hauptzweck einer Brücke nicht ist, zu leuchten, sondern über Hindernisse hinweg einen Bereich mit dem anderen zu verbinden. Und das tut die Fuldabrücke im tollen Design jetzt für lange Jahrzehnte.
Was ist passiert? Die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Kassel hat in einem Schreiben an die Stadt verfügt, dass die Beleuchtung bis auf Weiteres nicht betrieben werden darf. Es geht inhaltlich um mögliche Beeinträchtigungen des Lichts auf Arten wie beispielsweise Vögel, Fledermäuse, Fische oder Insekten, die nun von der Stadt geprüft werden sollen. Garniert wurden diese Auflagen sogar noch mit der Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens gegen die Stadt. Anlass für das Schreiben war unseres Wissens die lokale Berichterstattung in der Presse. Die war unter anderem mit ausdruckstarken Fotos versehen, die die beleuchtete Brücke besonders in Szene gesetzt haben – zum Teil allerdings ergänzt durch einige digitale Effekte.
"Es ist nichts vergessen worden!"
Fachbereichsleiter Johannes van Horrick, bei der Stadt für den Brückenbau verantwortlich, dazu: 'Nach diesem Schreiben aus heiterem Himmel haben wir die Anordnung der Naturschutzbehörde befolgt und das Licht ausgeschaltet. Um dann sofort unsere eigenen Unterlagen nochmals sorgfältig durchzusehen. Das Ergebnis war natürlich das, was wir schon wussten: Die Beschreibung der Beleuchtung ist sehr wohl Teil unserer Antragsunterlagen zur Genehmigung der Fuldabrücke! Da ist nichts vergessen worden.'
Fehling kritisiert Kommunikation
Vollends 'sauer' ist Fehling über die völlig fehlende Kommunikation nach der Brückeneröffnung. 'Statt zum Telefonhörer zu greifen, um vermeintlich neue Aspekte mit uns auf der Arbeitsebene zu klären, sich gemeinsam vielleicht auch mal ein eigenes Bild vor Ort zu machen, wird gleich mit schwerem Geschütz losgelegt. Zudem wurde durch das Verhalten einzelner Personen in anderen Behörden billigend in Kauf genommen, dass wir vor Ort in den Generalverdacht der Inkompetenz und schlechter Planung geraten sind. Beides ist nicht richtig.'
Was bleibt? Kopfschütteln der Behördenleitung über diesen Paradefall schlechter Zusammenarbeit, der ein gelungenes Bauprojekt ohne jede Not buchstäblich in 'ein schlechtes Licht' gerückt hat. Wobei nach Fehlings Eindruck das Kopfschütteln der Behördenleitung derzeit wohl nicht nur in Bad Hersfeld, sondern auch in Kassel stattfindet…
Fehling abschließend: 'Wir sind in Kontakt mit der Naturschutzbehörde. Dem Vorwurf eines rechtswidrigen Verhaltens treten wir entgegen. Wir haben die Beleuchtung nicht ohne Abstimmung oder an zuständigen Behörden vorbeiinstalliert, sondern sind von der Rechtmäßigkeit der Genehmigung ausgegangen. Wenn noch weitere fachliche Anforderungen zu erfüllen sind, die in der Genehmigung nicht genannt wurden, stellen wir uns dem. Unser Ziel bleibt das, was wir schon längst erreicht zu haben glaubten - eine rechtskonforme und zugleich attraktive Beleuchtung der Fuldabrücke.'" (pm/kku)+++