Lage ist angespannt
Baby-Boom: Hebammen schlagen Alarm - "Werdende Mütter sind verzweifelt"
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16.01.2022 / REGION -
Im vergangenen Jahr 2021 wurden in der Stadt Fulda 2.756 Geburten beurkundet. Im Jahr davor (2020) waren es noch 2.602 gewesen. Fulda folgt in dieser Hinsicht dem hessenweiten Aufwärtstrend bei den Geburtenzahlen. Doch das ist nicht nur für Hebammen eine große Herausforderung. Auch werdende Mütter suchen - schon viele Monate vor der Entbindung - verzweifelt nach Geburtshelfern: Denn die sind bis Herbst 2022 nahezu ausgebucht.
"Ich erlebe jeden Tag verzweifelte Mütter, die auf der Suche nach einer Hebamme sind. Viele rufen schon in der sechsten oder siebten Schwangerschaftswoche an, um nach der Entbindung die Versorgung durch eine Hebamme in Anspruch zu nehmen", erzählt eine in Fulda ansässige Hebamme. Der Beruf sei heutzutage mit hohen Anforderungen verbunden - Arbeiten im Dreischichtbetrieb und ein sehr hoher Sicherheitsstandard. "Die Arbeit einer Hebamme ist nach der Geburt im Kreißsaal nicht abgeschlossen. Danach kommt es auf eine gute Dokumentation an. Nach der Entbindung ist noch einiges zu tun", so die Geburtshelferin, die betont: "Ich liebe meinen Job. Schon als Kind wusste ich, dass ich diesen Beruf erlernen möchte und habe es nie bereut - auch wenn es natürlich hin und wieder traurige Entbindungen gibt", so die leidenschaftliche Hebamme.
"Unsere Kapazitäten sind ausgeschöpft"
"Sobald der Schwangerschaftstest positiv ausfällt, müssen sich werdende Mütter um eine Hebamme kümmern", bestätigt auch Denise Finke, die sich im Frühjahr 2021 als Hebamme selbstständig gemacht hat. "Man ist immer frühzeitig ausgebucht, außerdem hat jede Hebamme auch ein unterschiedliches Aufnahmevermögen. Unsere Kapazitäten sind ausgeschöpft. Werdende Mütter sind verzweifelt", so die Geburtshelferin weiter. Trotzdem solle man dran bleiben und immer wieder Kontakt zu den Hebammen aufnehmen. "Unsere Arbeit ist auf die jeweiligen Bedürfnisse ausgerichtet. Es kann immer sein, dass eine werdende Mutter weniger Unterstützung benötigt als erwartet und dadurch neue Kapazitäten für andere junge Frauen frei werden, vor allem im Bereich der Nachsorge", so Finke. Früh dran sein und Kontakt zu Initiativen aufnehmen
Jeden Tag erreichen die Hebamme zahlreiche Anrufe und E-Mails. "Das ist wirklich extrem. Leider muss ich auch vielen absagen. In der Politik muss mehr auf den Mangel an Hebammen aufmerksam gemacht werden - es geht nicht nur um freiberufliche Geburtshelfer, sondern auch um die Schließung zahlreicher Kreißsäle", betont die gebürtige Hessin. Zudem rät sie jungen Frauen, sich bei der Suche nach einer Hebamme auch an Elterninitiativen oder weitere zuständige Organisationen zu wenden. Außerdem sollten sich Frauen und Paare bereits bei Kinderwunsch über mögliche Unterstützung in der Schwangerschaft informieren. Foto: O|N-Archiv
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