Unmut und Unverständnis
2G+ in Hotel und Gastronomie: "Einschränkung kommt einem Lockdown gleich"
Inhaber Crescenzo Mattera vom La Romantica in Fulda
Archivfotos: O|N
16.12.2021 / REGION -
Die ohnehin schon gebeutelten Gastronomen und Hoteliers stöhnen auf: Bei einer Inzidenz von mehr als 350 über mehr als drei Tage soll in Innenräumen 2G+ gelten. Dann muss zusätzlich ein tagesaktueller Schnelltest vorgelegt werden - und das könnte die Ausgehfreudigkeit deutlich bremsen.
Inhaber Crescenzo Mattera vom La Romantica in Fulda macht seinem Unmut Luft: "Wir machen sowieso einen viel niedrigeren Umsatz als sonst. Was sollen wir dann machen? Zumachen geht nicht, dann müssen wir unsere Mitarbeiter zum Arbeitsamt schicken. Uns sind die Hände gebunden - wir müssen alles umsetzen, was uns vorgeschrieben wird. Wenn die Leute einen Schnelltest dabei haben müssen, werden wir eine Möglichkeit vor der Tür schaffen, sich testen zu lassen. Sonst schreckt das zu sehr ab."
Das sieht auch Steffen Ackermann, Dehoga-Kreisvorsitzender und Inhaber des Hotels Wenzel in Fulda: "2G+ kommt de facto einem Lockdown gleich. Die Hürde wird wieder größer für unsere Gäste. Das Gastgewerbe freut sich über jeden, der kommt. Und wir sind gut aufgestellt, was unsere Hygienemaßnahmen betreibt. Wir sind nicht der Pandemietreiber. Im privaten Umfeld dagegen werden die Abstände nicht eingehalten, wir dagegen sind der Sündenbock, auch weil man bei uns überprüfen kann. Aber wir können mit diesen Maßnahmen nicht dauerhaft überleben. Es ist seit zwei Jahren ein einziges Regelchaos, die Kollegen sind frustriert und wütend. Schnelltests für die Gäste machen natürlich Sinn, aber auch die werden momentan wieder knapp. Es müssen bessere Kontrollen stattfinden, um den schwarzen Schafen den Betrieb zu unterbinden - das würde mehr Sinn machen."
"Lieber knallharter Lockdown"
"Ich würde eher einen knallharten Lockdown für die nächsten Wochen haben wollen als jetzt die 2G+-Regelung. Sonst sind die Zahlen im Januar wieder so hoch, dass wir ohnehin schließen müssen. Wir werden Schnelltests für die Gäste anbieten - aber das werden traurige Weihnachten und Silvester, so viel ist sicher. Wir werden Silvester nur Essen anbieten, und das nur à la carte, Musik und sonstige Sachen sind abgesagt. Und währenddessen feiern die Leute im Partykeller und die ganze Verwandtschaft kommt vorbei", ärgert sich Dirk Schütrumpf, Hoteldirektor vom Hotel Platzhirsch.
Die Planungssicherheit für Gastronomen wird durch die Unvorhersehrbarkeit der Ereignisse schwieriger: "Was machen wir denn, wenn genau zum 1. Weihnachtsfeiertag die Inzidenz über 350 klettert? Wer dann einen Tisch bei uns reserviert hat, der wird an den Feiertagen nicht mal schnell zum Testzentrum fahren - wenn die überhaupt normal auf haben. Und dann verliere ich eine Buchung, die ich auch für jemand Geboosterten hätte vergeben können. Volkswirtschaftlich wird das Problem wieder auf der Gastronomie ausgetragen - während die Versandindustrie lacht, steht der doofe Gastronom im Regen und die Regierung träumt vor sich hin. Und das Weihnachtsgeschäft ist so wichtig für uns, auch um die ersten Monate des Jahres ordentlich wirtschaften zu können", beschwer sich Marc Zuspann, Geschäftsführer der Zuspann à la carte GmbH & Co. KG.
"Planbare unternehmerische Handlungen kaum möglich"
"Wir müssen uns permanent neu anpassen und haben auch Schnelltests da. Wir versuchen, die hessische Landesverordnung auseinanderzuklamüsern, erst dann kann ich meinen Betrieb danach ausrichten. Wir bekommen am Dienstag eine Regelung, die wir bis Donnerstag umsetzen müssen. Wie soll das möglich sein? Und wie soll der Gast das alles wissen? Wir sind im Dreiländereck, hier kommen drei Verordnungen zusammen. Die Tests werden rar und haben sich im Preis verdoppelt inzwischen. Planbare unternehmerische Handlungen sind kaum noch möglich. Wir wussten bis vor zwei Wochen nicht, ob ein Büfett überhaupt erlaubt sein wird, gerade zu Silvester - und man muss sich trotzdem irgendwie vorbereiten. In den letzten zwei Jahren wurde unser Betrieb beinahe ein Jahr lang geschlossen. Die Wohlfühlatmosphäre eines Restaurants können wir auch nicht mehr bieten - wir müssen jeden kontrollieren. Vom finanziellen Schaden kaum zu reden, bei der Stornowelle", ärgert sich Gastronom Michael Glas vom Grillrestaurant Kneshecke. (mau) +++