Noch eine Durststrecke durchzustehen

Kulturbranche ächzt unter Auflagen - "Vorverkauf gibt es nicht mehr"

Schatzinsel-Premiere am 11.12. in Hameln: 350 Zuschauer jubelten dem Ensemble zu - natürlich unter Corona-Bedingungen
Foto: spotlight musical

18.12.2021 / REGION - Der Winter und speziell der letzte Monat des Jahres ist für Kulturveranstalter, Theater und Konzerthäuser eigentlich Hochsaison und die Zeit des Jahres, in der am meisten Tickets verkauft werden. Doch wie schon im letzten Dezember hagelt es auch in diesem Jahr eine Absage nach der anderen, viele Veranstaltungen werden  wieder verschoben oder gleich ganz gecancelt. Die Kulturbranche muss schon wieder eine arge Durststrecke durchstehen.



Die Kulturszene ächzt unter den verschärften Corona-Regeln. Veranstaltungen lohnten sich kaum noch, kritisieren die meisten Kulturschaffenden. Die strengen Auflagen sorgten dafür, dass sich Theater, Konzerte und andere  Kulturveranstaltungen einfach nicht mehr rentierten, viele aufwendige Vorplanungen wandern gerade wieder unrealisiert in die Tonne. Seit dem 5. Dezember gilt für Veranstaltungen in Innenräumen ab hundert Personen die 2G plus-Regel - also nur Zutritt für Geimpfte und Genese mit tagesaktuellen negativem Test. Zudem müssen Veranstaltungen ab 250 Personen vom jeweiligen Gesundheitsamt genehmigt werden. In Gebieten mit hoher Inzidenz und mehr als 350 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen werden Clubs und Diskotheken in Innenräumen geschlossen. Großveranstaltungen im Freien dürfen maximal 15.000 Zuschauende haben.

Aktuell haben wir von einem unserer hiesigen Protagonisten eine Einschätzung der Situation abgefragt. Peter Scholz, Geschäftsführer und Produzent von Spotlight Musicals weiß natürlich, wie sehr die Branche unter der momentanen Lage leidet - auch in Fulda tut sich in Sachen Kultur wenig bis nichts. "Einen Vorverkauf, wie man ihn früher kannte, gibt es praktisch nicht mehr - für Veranstaltungen im Januar warten die Leute mit dem Ticketkauf lieber bis kurz vor der Show", konstatiert er, was angesichts der unsicheren Lage völlig verständlich ist. "Da braucht man als Veranstalter schon gute Nerven und einen langen Atem!"

"Im Norden sind sie disziplinierter!"

Doch Peter Scholz sieht große regionale Unterschiede und ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: "Wir sind ja in einer privilegierten Lage, weil wir mit der 'Schatzinsel' gerade Premiere in Hameln feiern durften und bis nach Silvester jeden Abend mit dem Ensemble auf der Bühne stehen - mit Ausnahme der Weihnachtsfeiertage - natürlich nur unter 2G plus-Auflagen." Im Norden herrsche allgemein eine wesentlich größere Corona-Disziplin, das könne man schon am Stadtbild erkennen und das schlage sich natürlich auch in wesentlich geringeren Inzidenzen nieder. Die Theater im Süden  - namentlich in München -  müssten mit wesentlich mehr Schwierigkeiten  kämpfen als die im Norden.

Das komplette 70-köpfige Ensemble der Schatzinsel sei mindestens zweifach, viele auch schon dreifach geimpft und werde natürlich regelmäßig getestet, das habe die Stadt Hameln bestens organisiert, lobt Scholz. 

Der Produzent will aber nicht schwarzmalen, das bringe nichts. "Nur mit Augenmaß, Bedacht und Vernunft kommt die Menschheit aus dieser Pandemie und ihren Folgen wieder raus. Und ich bin mir sicher: Es geht vorbei, da ist schon Licht am Ende des Tunnels", vermittelt Peter Scholz Zuversicht. Für seine gebeutelte Branche - und alle anderen auch. Wir können es brauchen. (Carla Ihle-Becker)+++

Spotlight-Geschäftsführer und Produzent Peter Scholz
Foto: Martin Engel

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