Ein Gefühl von Zuhause
Weihnachten in der Wohngruppe - "Für uns ein ganz besonderer Tag im Jahr"
Symbolbild: Carina Jirsch
23.12.2021 / FULDA -
Weihnachten im Kreise der Liebsten zu feiern, ist für viele Familien ein ganz besonderes Highlight im Jahreskalender. Besonders die Kleinen fiebern meist schon Wochen vor Heiligabend auf das Weihnachtsfest hin. Bei Weihnachtsklassikern mit den Geschwistern um die Wette trällern und mit Oma und Opa voller Neugier die neue Spielkonsole auspacken. Ein Weihnachtstraum wie er im Buche steht - doch der ist leider nicht für alle Kinder Realität. Viele müssen das "Fest der Liebe" ohne eine herzliche Umarmung ihrer Eltern oder die Gesellschaft ihrer Geschwister feiern und verbringen den Heiligabend mit vielen anderen Kindern in ihren Wohngruppen.
Kein Kind geht leer aus
Leer gehen die Kids an Heiligabend nicht aus: "Jedes Kind bekommt auch hier Geschenke, manchmal gibt es auch zusätzlich noch eine Investition für die gesamte Wohngruppe, zum Beispiel ein neues Spielset", so Lehnert, der mit seinem Team versucht, Weihnachten für die Kinder so schön wie möglich zu gestalten. "Wir wissen aber auch, dass wir immer nur die zweitbeste Lösung sind. Natürlich wäre jedes Kind lieber bei seiner Familie", betont Lehnert. Einige Kinder können sogar die Feiertage mit ihren Eltern Zuhause verbringen, die meistens bleiben aber in der Wohngruppe. "Oft ist es schwer den Kindern zu erklären, warum sie nicht nach Hause können. Wir versuchen, die Familiensysteme der Kinder so zu stärken, dass im besten Fall eine Wiedereingliederung möglich ist. Das klappt aber leider nicht immer. Es gibt an Heiligabend also auch mal Tränen", so Lehnert.
Gemeinsam Erinnerungen schaffen
Trotzdem versuchen Erzieherinnen und Erzieher das Beste aus der Situation zu machen und im Wohnheim Normalität einkehren zu lassen. "Das ist einfach eine belastende Zeit, die es heißt, positiv zu gestalten. Die etwas bedrückende Stimmung beginnt meist schon mit der Zeitumstellung. Die dunkle Jahreszeit schränkt die Kinder natürlich beim Spielen im Freien ein, das drückt oft aufs Gemüt. Meistens freuen sich die Kinder dann aber aufs Weihnachtsfest und sind neugierig auf die Bescherung. Oft bekommen wir auch selbstgemalte Bilder oder Briefe geschenkt", so der Bereichsleiter."Viele Erinnerungen verbinden oft erst viel später. Vor vielen Jahren saß ich mit einem älteren Jungen an Heiligabend bis spätabends zusammen und wir haben gemeinsam Süßigkeiten gegessen. Daran denke ich heute noch oft zurück", erzählt Lehnert mit einem Grinsen im Gesicht. Doch nicht nur dem Bereichsleiter ist der Abend in Erinnerung geblieben. "Der mittlerweile junge Mann meldete sich regelmäßig wieder und erzählt dabei oft voller Freude über diesen Abend. Es sind oft kleine banale Dinge, die die Bewohner im Nachhinein wertschätzen und an die sie sich gerne zurückerinnern", meint Lehnert, dem es wichtig ist, dass die Betreuer für die Kinder verlässlicher Erziehungspartner sind: "Wir spielen im Leben der Kinder eine ganz wesentliche Rolle, das wird oft vielen erst später bewusst".