"Wir müssen die Region stärken"

Bürgermeister Stephan Paule kritisiert Protest zum geplanten Industriegebiet

Bürgermeister von Alsfeld, Stephan Paule, steht dem neuen Industriegebiet positiv gegenüber
Archivfoto: O|N/Henrik Schmitt

13.12.2021 / ALSFELD - Bürgermeister Stephan Paule (CDU) gab gegenüber OSTHESSEN|NEWS anlässlich der Industriegebiet-Demo am Samstag folgende Stellungnahme ab:



"Öffentlich politisch seine Meinung zu sagen ist immer legitim. Inhaltlich halte ich die Meinung der Verkehrswendeinitiative, hinter der neben Mitglieder von Unweltverbänden auch die Vogelsberger Kreisspitze der Partei "Die Linke" steckt, für grundfalsch. Wer eine Modernisierung und Transformierung der deutschen Wirtschaft, von der unser gesamter Wohlstand abhängt, will, der muss auch zulassen, dass sich die Unternehmen in modernen Gebäuden (Stichwort: klimaneutrales Green Building) auch ansiedeln können. Genau das passiert in Alsfeld. Hunderte neue Arbeitsplätze für die Region entstehen, die den Wohlstand der Region mehren und dafür sorgen, dass weniger Leute an andere Orte pendeln müssen. Die Stadt hat über Gewerbesteuer und ggf. Einwohnerzuwachs eine breitere wirtschaftliche Basis für zukünftige Aufgaben.

Flächenverbrauch muss möglichst gering bleiben. Dafür sorgen auch die planerischen Vorgaben: Die 44ha Gewerbefläche in Alsfeld entstehen nicht zusätzlich, sie sind durch Zusammenlegung von vielen verstreuten Gewerbeflächen im Regionalplan entstanden. Zugrunde lag eine Entwicklungsstudie. Diese Studie zeigt, auch was die Umwelt angeht, die Vorteile dieser neuen Fläche: Sie wird bisher intensiv und konventionell landwirtschaftlich bewirtschaftet. Sie ist bereits durch Bundesstraße, Schießanlage und Autobahn mit Emissionen belastet. Zusätzlicher Schwerverkehr wird künftig von dort direkt auf die/ von der Autobahn geleitet. Durch den "Riegel" Autobahn erreichen Geräusch- oder Lärmemissionen der neuen Betriebe die Kernstadt nicht. Es ist geradezu grotesk, dass die Gruppen innerhalb der Verkehrswendeinitiative, die die konventionelle Landwirtschaft ansonsten bis aufs Messer bekämpfen, sich nun den Schutz genau dieser Landwirtschaftsflächen vorgeben, stark zu machen. Auch werden im Rahmen von Naturschutz- und Ausgleichsmaßnahmen zahlreiche Flächen im Stadtgebiet, z. B. entlang der Schwalm ökologisch aufgewertet.

Alsfeld muss aus seiner zentralen Lage in Deutschland und der guten Verkehrsanbindung das Beste machen: Arbeitsplätze schaffen und die Region wirtschaftlich stärken, mit modernen, zukunftsorientierten Wirtschaftszweigen und Betrieben, die an der Transformation und Modernisierung der deutschen Wirtschaft mitwirken. Dieses Ziel ist, auch im Vergleich zu Umweltinteressen, von allerhöchster Wichtigkeit. Viele wissen noch, wie sehr gejammert wurde (und wird), dass man in den 1960er Jahren in Alsfeld zu wenig für die Ansiedlung großer neuer Betriebe getan habe. Zerstörung der Natur muss, wo es immer geht, vermieden werden. Bei der Erschließung eines neuen Gewerbegebiets zur Schaffung neuer Arbeitsplätze, sind Eingriffe in die Natur aber nicht vermeidbar, sondern so verträglich wie möglich zu gestalten. Die Parteien CDU, SPD und UWA und ich als Bürgermeister haben sich seit Jahren für das Gewerbegebiet starkgemacht und dies auch bei der Kommunalwahl thematisiert. Diese Parteien erhielten 90 Prozent der Stimmen. Die ALA, die acht Jahre dafür war und bei der Kommunalwahl ihre Meinung (vermeintlich im Sinne der Umwelt) änderte und mit den politischen Vorfeldorganisationen von Linken und Grünen dagegen polemisierte, erhielt 10 Prozent. Ich sehe das auch als klaren demokratischen Auftrag, mit dem Gewerbegebiet "Am Weißen Weg" Alsfeld positiv nach vorn zu entwickeln. (Stephan Paule, Bürgermeister) +++

Hintergrund:

Das geplante Industriegebiet "Am weißen Weg" befindet sich ca. 300 m entfernt von der BAB-Anschlussstelle Alsfeld-Ost an der B62 und umfasst eine Fläche von 800 x 550 m. Die Stadt Alsfeld bewirbt das Gebiet auf ihrer Homepage mit flexiblen Grundstücksgrößen von 50.000 bis ca. 440.000 m², die allesamt als "noch verfügbar" angegeben sind. Anfang Oktober hatte die Stadtverordnetenversammlung mehrheitlich für den Verkauf einer Teilfläche von 140.000 qm an den Logistik-Riesen DHL votiert, während Amazon das Nachsehen hatte. DHL will hier bis 2024 einen wichtigen Deutschland-Knoten errichten. Die Stadt hofft auf mehrere hundert neue Arbeitsplätze.

https://osthessen-news.de/n11659925/acker-satt-statt-acker-platt-mobilisierte-rund-80-demonstranten.html


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