O|N-Interview mit Landrat Torsten Warnecke
"Gute medizinische Versorgung muss im Landkreis aufrechterhalten werden"
Fotos: Gerhard Manns
18.12.2021 / BAD HERSFELD -
Seit über 100 Tagen ist Landrat Torsten Warnecke (SPD) im Amt. Zeit für OSTHESSEN|NEWS, beim ehemaligen Landtagsabgeordneten für eine erste Bilanz nachzufragen. Neben der immer noch allgegenwärtigen Corona-Pandemie waren die Klinikums-Zukunft und der Kreishaushalt die bestimmenden Themen in seinen ersten drei Monaten.
Persönlicher Kontakt zu Mitarbeitern noch nicht möglich
Neben der persönlichen Veränderung ist Warnecke nun Chef einer rund 930-Mitarbeiter großen Behörde. Dies ist ebenfalls neu für ihn. Einen persönlichen Kontakt zu allen Mitarbeitenden konnte er in der kurzen Zeit verständlicherweise noch nicht aufbauen: "Eine so große Verwaltung, die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, konnte ich logischerweise noch nicht persönlich kennenlernen. Das liegt auch an der derzeitigen Corona-Situation. Dies wird sich hoffentlich in der nächsten Zeit ändern."
Die Pandemie ist auch in seinen ersten 100 Tagen allgegenwärtiger, als ihm lieb gewesen wäre. Für den ehemaligen Landtagsabgeordneten hängt dies auch mit dem Impfen zusammen: "Zwar haben wir im Landkreis mit einer Impfquote von gut 75 Prozent einen hohen Wert in Hessen, allerdings fehlt dann immer noch ein gutes Viertel. Deswegen habe ich mich seit Langem für eine Impfpflicht ausgesprochen. Ich hoffe nun, dass die stark steigenden Impfzahlen uns endlich aus der Endlosschleife führen." Dabei verweist Warnecke auch auf Intensivpatienten:
Trugschluss seitens der Kassenärztlichen Vereinigung
Auf die steigenden Corona-Zahlen wurde im Landkreis nach der Schließung des Impfzentrums mit mobilen Impfteams reagiert. Dies hänge laut Warnecke damit zusammen, dass die Kassenärztliche Vereinigung versichert hatte, dass die Hausärzte mit dem Ansturm der Menschen zurechtkommen würden. Ein bedauerlicher Trugschluss, dem unermüdliche Hausärzte gemeinsam mit den Impfteams begegnen, wie Warnecke im O|N-Interview erklärte.
Neben Corona beschäftigt den SPD-Landrat aber auch die komplizierte Lage des Klinikums Hersfeld-Rotenburg. Dabei wird seiner Meinung nach zu viel schwarzgemalt: "Ich bin optimistisch. Das Antragspaket für das Land Hessen ist in Vorbereitung. Dort sind detailliert die notwendigen Unterlagen dargestellt. Selbstverständlich muss der Landkreis die Entscheidung des Landes abwarten. Von der Entscheidung werden die Fördergelder für eine Neustrukturierung abhängen. Ich bin optimistisch. In dieser Debatte gibt es mir im Allgemeinen zu viel Schwarz und Weiß. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, welch gute Gesundheitsversorgung wir im Landkreis haben. Diese muss auch in Zukunft gewährleistet sein. Das hat oberste Priorität." Dabei gehe es nicht um Kreisteile allein, worüber viel diskutiert wird. Die akutmedizinische Versorgung des Landkreises muss weiterhin gut aufgestellt sein, so Warnecke weiter.
Ab dem 1. Januar bekommt Warnecke dann einen neuen Stellvertreter. Friedewalds Bürgermeister Dirk Noll (SPD) wird den Vize-Landrats-Posten von Elke Künholz (SPD) übernehmen. Die Aufgabenteilung sei allerdings noch nicht abgesprochen: "Ab dem 1. Januar müssen in gemeinsamer Arbeit die Aufgaben angegangen werden. Ich bin sehr optimistisch, dass ich mit Dirk Noll genauso vertrauensvoll zusammenarbeiten werde, wie ich das mit Elke Künholz getan habe", blickt Torsten Warnecke voraus.
Abschließend bezog Warnecke Stellung zu seinem unterschiedlichen Wirken als Landtagspolitiker und nun als Landrat, als Chef einer Behörde: "Natürlich gibt es Unterschiede, allerdings muss man sich das Politiker-Gen auch als Landrat bewahren. Emotional für Themen einzutreten ist als Landrat unabdingbar. Deshalb sind diese Tätigkeiten nicht so unterschiedlich, wie manche Bürgerinnen und Bürger im ersten Moment denken." (Kevin Kunze)+++