Riesige Nachfrage

Über 3.000 Impfdosen: Aktion der Ambulanten Medizin Osthessen kommt gut an

Insgesamt 19 Praxen aus ganz Osthessen nahmen an der Aktion teil.
Fotos: Carina Jirsch

05.12.2021 / REGION - Die Nachfrage nach der Corona-Impfung ist riesig. Da das Impfangebot oftmals nicht ausreicht, hat sich ein Ärzteteam aus Osthessen zusammengeschlossen und den Verein "Ambulante Medizin Osthessen" gegründet. Am Samstag organisierte dieser eine Impfaktion in ganz Osthessen. Viele Ärzte und Ärztinnen waren bereit mitzuwirken. Bürgerinnen und Bürger konnten sich auf diese Weise auch am Wochenende den wichtigen Piks abholen und somit die osthessischen Praxen unter der Woche entlasten.


Fleißig am Impfen ist auch das Team von Dr. Silvia Steinebach vom MVZ Sickels/Hainzell: "Wir haben heute mit insgesamt 19 Praxen über 3.000 Impfungen geplant. Die Bürgerinnen und Bürger konnten sich online für einen Termin anmelden. Es gibt aber auch Praxen, die die Aktion ohne Terminvergabe anbieten", so die Ärztin, die jedoch die Zusagen des Bundesgesundheitsministers kritisiert: "Wir haben für nächste Woche nur eine geringe Menge Biontech zugesagt bekommen und daher zusätzlich Moderna bestellt, um jedem ein Impfangebot machen zu können. Es ist super, dass auch Apotheken und Co. beim Impfen helfen wollen, dafür bräuchten wir aber erstmal genügend Impfstoff. Die Impfbereitschaft ist wirklich riesig, jetzt muss nur noch der Bund nachkommen", so Steinebach. Auch die Anzahl der Erstimpfungen habe sich enorm gesteigert. Zudem betont sie die Bedeutung der Kinderimpfungen. "Besonders in Schulen und Kitas steigen die Inzidenzen zurzeit stark an. Wir wissen noch nicht wie lange Long Covid bei Kindern aussieht, das macht mir als Ärztin und Mutter Sorge. Ich würde mir von der Stiko mehr Tempo wünschen, denn wir warten sehnsüchtig auf die Kinderimpfungen." 

Auch wenn die Ärztin gegen eine Impfpflicht ist, rät sie, sich unbedingt impfen zu lassen: "Aktuell ist ein junger Mann im Klinikum Fulda verstorben, ein anderer liegt noch auf der Intensivstation. Die Chance, dort zu überleben, liegt bei 50 Prozent. Es ist traurig, nach fast zwei Jahren immer noch die Energie aufbringen zu müssen, den Menschen zu erklären, wie wichtig die Impfung ist", meint Steinebach. Auch wenn Corona oftmals nur eine banale Infektion sei, hätten viele Patienten mit Folgen wie Kopfschmerzen, Luftnot oder Konzentrationsschwierigkeiten zu kämpfen. Im Ort, aus dem der verstorbene junge Mann stammt, sei die Erstimpfungsrate enorm angestiegen. "Das gibt mir Hoffnung und zeigt, dass zumindest diese Menschen verstanden haben, dass die Impfung schützt. So ein Tod ist wirklich vermeidbar. Es kann leider auch junge Menschen treffen", so die Ärztin.

Steinebach gegen eine Impfpflicht

Als Alternative zur Impfpflicht sieht sie eine Entscheidung der Ungeimpften gegen die Inanspruchnahme eines Intensivbetts bei Krankheitsfall. "Die Menschen sollen sich impfen lassen oder sich bewusst dafür entscheiden, im Falle einer Erkrankung kein Intensivbett oder Krankenhausaufenthalt in Anspruch zu nehmen. Das wird viele Menschen zum Nachdenken anregen und sie werden sich über die Tragweite dieser Entscheidung bewusst. Wer sich dann immer noch gegen eine Impfung entscheidet, muss diese Entscheidung in Kauf nehmen", so Steinebach. Solange nicht alle Länder flächendeckend impfen, sieht die Medizinerin jedoch kein Licht am Ende des Tunnels: "Dann bekommen wir Mutationen, die vielleicht noch viel schlimmer sind als die Omikron-Variante." Zudem fordert Steinebach einen Corona-Bonus für Medizinische Fachangestellte: "Ich bin meinem Team, das sowieso schon am Limit ist, so dankbar, dass sie an einem Adventssamstag bereit sind hier mitzuimpfen. 13 von 14 Patienten werden in Arztpraxen betreut. Die Arzthelfer werden von der Politik oft ignoriert".

Großes Engagement der Arzthelfer

Auch Erster Kreisbeigeordneter Frederik Schmitt freut sich über das Impfangebot: "Mit solchen Aktionen können wir pro Woche zwischen 8.000 und 9.000 Impfungen anbieten. Dazu kommen noch die Impfungen der niedergelassenen Ärzte. Es gibt viele, die den Schritt zur Erstimpfungen oder zur Booster-Impfung gehen." Gemeinsam mit Schmitt hatte Steinebach vor einiger Zeit eine dezentrale Lösung erarbeitet und gemeinsam überlegt, mithilfe eines Vereins die Impfquote zu erhöhen. Um eine Cluster-Bildung zu vermeiden, entschied man sich dazu, das Angebot in den Praxen der jeweiligen Ärzte durchzuführen. "Impfstoff ist in den Lieferungen zurzeit eine Herausforderung. Der Kreis hat aber vorausschauend bestellt, die Ärzte sind gut vernetzt und die Impfleistung kann hochgehalten werden. Die Zusammenarbeit ist da wirklich super und der Impfstoff kommt dort an, wo er gerade gebraucht wird", so Schmitt, der sich bei den Impfhelfern bedankt: "Das ist großes Engagement über die normale Arbeit hinaus. Und das in einer Zeit, in der die Kräfte sowieso schon stark belastet sind", meint der Kreisbeigeordnete. "Die Inzidenzen steigen weiter. Die Impfung ist wirklich wichtig, auch bei jüngeren Menschen."

"Ich bin froh, dass alle unsere Kollegen und Hausärzte intensiv jeden Samstag dafür sorgen, dass immer mehr Menschen in der Region ihre Impfung erhalten. Besonders dankbar sind wir, dass unsere medizinischen Fachangestellten uns trotz hoher Arbeitsbelastung an diesen Wochenenden immer zur Seite stehen", bedankte sich Ralph Hönscher, Vorstandsvorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen.

Tolle Zusammenarbeit der Praxen

Auch bei Dr. Wolfram Beres in Wüstensachen war die Nachfrage nach der Impfung riesig. Bereits um kurz nach sieben standen die Menschen dort Schlange und konnten sich ohne Termin schnell und unkompliziert spritzen lassen. "Es waren auch viele Bürgerinnen und Bürger aus Thüringen und Bayern dabei. Die Aktion wurde wirklich gut angenommen. Wir schätzen, dass hier heute um die 300 Impfungen stattfinden werden", so der Mediziner: "Die Zusammenarbeit mit den Praxen ist klasse, es macht wirklich Spaß. Mein größter Dank geht an die Arzthelferinnen und Arzthelfer, die hier wirklich einen unglaublichen Job leisten". Zudem betont Beres, wie wichtig es ist, sich impfen zu lassen: "Besonders in Thüringen sind viel Menschen nicht geimpft, es gibt einige Todesfälle und auch viele jüngere Menschen, die schwer erkranken. Mit der Aktion heute wollen wir die Regelsprechzeiten unter der Woche etwas entlasten, sodass wir auch mal Zeit für andere Krankheitsfälle haben", sagt der Arzt. Am 14.12.21 wird in seiner Praxis eine zusätzliche Impfsprechstunde stattfinden. Denen, die noch nicht geimpft sind, rät Beres: "Die Menschen sollten auf die Mediziner vertrauen. Wir haben Ahnung von dem, was wir machen, es gibt keinen Grund zu zweifeln." (Lea Hohmann) +++

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