O|N bei den Flutopfern aus dem Ahrtal
Bewegende Schicksale: "Nur das Hochzeitsbild meiner Eltern konnte ich retten"
Fotos: Carina Jirsch
05.12.2021 / AHRTAL -
Es sind Schicksale, die auch ich als OSTHESSEN|NEWS-Reporterin wohl nicht so schnell vergessen werde - Geschichten von Menschen, die alles verloren haben und vor einer ungewissen Zukunft stehen. Viele Erinnerungen der Vergangenheit wurden mit den Fluten weggespült. Die Fahrt von O|N ins Ahrtal dürfte mir wohl lange in Erinnerung bleiben: Nicht nur wegen der großen Freude, die den Menschen dort in der Vorweihnachtszeit bereitet werden konnte - besonders wegen der bewundernswerten Menschen, die ich dort kennenlernen durfte.
"Man hat einfach nur funktioniert"
Peter Fischbach, der von der Flutkatastrophe selbst betroffen war, ist noch immer fleißig am Helfen: "Ob es jemals wieder so werden wird wie zuvor, weiß man nicht. Man hat in diesen Tagen einfach nur funktioniert, hatte keine Zeit für Todesangst. Immer wieder gab es in dieser Zeit auch Plünderungen. Es war für die Menschen hier alles andere als leicht. In unserem Garten wurden zwei Flutopfer angespült", erzählt Fischbach, der jahrelang bei der Kriminalpolizei tätig war. "In diesem Beruf ist man ja schon einiges gewohnt. Dieser Anblick war für mich aber besonders schlimm". Auch Marita und Walter Oesterreich hat das Hochwasser stark getroffen. "Unser Haus hat unter der Flut ziemlich gelitten, es muss abgerissen werden", berichtet die Ehefrau mit Tränen in den Augen. "Es wurde ein ganzer Ortsteil ausgelöscht. Viele Kinder bekommen seitdem Angst, wenn es anfängt zu regnen. So viele Häuser sind unbewohnbar oder wurden vom Hochwasser mitgerissen. Man hat in diesem Moment irgendwie versucht, die Angst zu verdrängen". Besonders gerührt zeigte sich Familie Österreich von der riesigen Welle der Hilfsbereitschaft: "Das hat in diesen Tagen einfach jede Menge Kraft gegeben. Von überall kamen Menschen, um zu helfen. Es ist ein schönes Gefühl, nicht vergessen worden zu sein".
Hilfsbereitschaft überwältigend
Von der herzerwärmenden Unterstützung zeigt sich auch Anwohnerin Nicole Ketter erfreut: "Es ist schön, dass man durch solch wunderbare Aktionen mal wieder in die schönen Momente des Lebens zurückgeholt wird. Von der Politik fühlen wir uns alleine gelassen. Umso mehr freuen wir uns über so viele hilfsbereite Menschen, die uns unterstützen wollen. Trotzdem fehlt uns einfach das Lächeln. So viele Menschen haben mit dem schmerzlichen Verlust geliebter Menschen oder ihres Zuhauses zu kämpfen".