Die Forderungen im Wortlaut
Landeselternbeirat will Präsenzunterricht an den Schulen erhalten
Symbolbild: Pixabay
28.11.2021 / REGION -
Bundesweit wird seitens Politik und Wissenschaft propagiert, den Präsenzunterricht an den Schulen trotz stetig steigender Infektionszahlen zu erhalten. Die Schließungen der Schulen haben Lernlücken, psychische, physische und soziale Probleme bei vielen Kindern geschaffen oder verstärkt. Deshalb spricht sich auch der Landeselternbeirat von Hessen (LEB) deutlich dafür aus, den Präsenzunterricht an den Schulen im Rahmen der Möglichkeiten weitestgehend zu erhalten.
Lesen Sie nachfolgend die Pressemeldung im Wortlaut:
"Dieser Präsenzunterricht muss für unsere Kinder so sicher wie möglich sein. Die hierfür notwendigen Voraussetzungen sind aus Sicht des LEB jedoch immer noch nicht einmal annähernd gegeben.
In keinem öffentlichen Bereich kommen regelmäßig so viele ungeimpfte Personen zusammen, wie an unseren Schulen. Und das wird auch noch einige Monate so bleiben. Eine schleichende Durchseuchung darf es nicht geben, schon weil es noch keine belastbaren Langzeitstudien zu Post- oder LongCovid in Zusammenhang mit Infektionen mit der Deltavariante gibt. Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass auch geimpfte und genesene Personen andere infizieren können. Darüber hinaus weist das PaulEhrlich-Institut darauf hin, dass die in hessischen Schulen verwendeten Schnelltests bei moderater Virenlast wenig zuverlässig seien. Wir fordern deshalb, alle Schüler:innen, auch geimpfte und genesene, mindestens dreimal pro Woche mit Schnelltests zu testen, ergänzend dazu regelmäßig mit PCR-Lolli-Tests im Poolverfahren.
Die Pressemitteilung des HKM vom 22.11.2021 "Digitalisierung an hessischen Schulen schreitet stetig voran" gibt ein auf Hardware reduziertes Bild. Was auch weiterhin fehlt ist das Knowhow im Umgang mit Hard- und Software, digitales Lehrmaterial und Unterrichtskonzepte, welche den Einsatz von mobilen Endgeräten erst lebendig machen. Der "DigitalTruck" spiegelt leider den Schulalltag in zigtausenden von hessischen Klassenzimmern nicht wider. Und über das schon seit Monaten in Aussicht gestellte Videokonferenzsystem sollte erst dann gesprochen werden, wenn es da ist, funktioniert und nachweislich den praktischen Anforderungen entspricht. Darüber hinaus können bis heute Lehrkräfte nicht dazu verpflichtet werden, Unterricht digital durchzuführen - von umfassenden verpflichtenden Fortbildungen für Lehrkräfte, wie qualitativ hochwertiger Unterricht digital gestaltet werden kann, ganz zu schweigen.
Wir fordern deshalb, der Bereitstellung von Infrastruktur und Hardware Unterrichtskonzepte nachfolgen zu lassen und für die Zeit der Pandemie Digitalunterricht, wo notwendig, verpflichtend für alle Beteiligten, also auch für Lehrkräfte, zu machen. Allen Aussagen und Hoffnungen zum Trotz müssen wir bei der augenblicklichen Entwicklung davon ausgehen, dass es weitere Einschränkungen im Unterrichtsgeschehen an Schulen geben wird. Dabei haben in der Vergangenheit Kinder, Lehrkräfte und Eltern mit Maßnahmen wie Wechsel- oder Distanzunterricht sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Unter den einzelnen Schulen gab es riesige Unterschiede. Der LEB hält nichts davon, den Schulen Einzelmaßnahmen wie Wechsel- oder Distanzunterricht zwingend vorzuschreiben, die auf die lokalen Begebenheiten und die Zusammensetzung der Schulgemeinde oft nicht passen.
Hier müssen auch die Eltern- und Schülervertreter:innen involviert werden, deren gesetzliche Mitwirkungsrechte auf allen Ebenen seit Beginn der Coronakrise stark gelitten haben. Deshalb fordern wir, sollte die Lage sich verschlimmern und weitere Maßnahmen notwendig werden, den Schulen einen Handlungsrahmen zu geben in dem sie sich in Abstimmung mit allen Schulgremien bewegen können.
Abschließend bleibt festzustellen, dass den Schüler:innen, den Lehrkräften und uns Eltern jetzt wieder viel abverlangt wird, so etwa die täglichen Tests bei Positivfällen innerhalb der Klasse oder die durchgängige Maskenpflicht auch während des Unterrichts. Allerdings kann und darf es nicht sein, dass anderenorts Großveranstaltungen unterhalb der Schulstandards stattfinden. Geöffnete Clubs, Partys, Karnevalsfeierlichkeiten und andere Großveranstaltungen ohne Masken zum Beispiel sind hier nicht das richtige Signal.
Wir fordern, unseren Kindern nicht mehr abzuverlangen als in allen anderen Teilen der Gesellschaft verlangt wird und das Politik und Gesellschaft damit dem Lippenbekenntnis der Priorisierung unserer Kinder, der Zukunft unserer Gesellschaft, Taten folgen lassen", schreibt der Landeselternbeirat. (pm) +++