"Rettet die Freien Schulen"

Werden Privatschulen in Hessen totgespart? – Petition für Erhalt freier Schulen

"Rettet die freien Schulen!", so lautet der dringliche Appell des Aktionsbündnisses "Freie Schulen fair finanzieren"
Symbolbilder: O|N / Luisa Diegel

11.11.2021 / REGION - "Rettet die freien Schulen!", so lautet der dringliche Appell des Aktionsbündnisses "Freie Schulen fair finanzieren", das sich in Hessen gebildet hat und nun mit einer Petition auf die prekäre Lage der rund 200 Ersatzschulen im Bundesland aufmerksam machen möchte. Dabei geht es um staatlich anerkannte Schulen, beispielsweise in konfessioneller Trägerschaft, Montessorischulen, Waldorfschulen, freie Alternativschulen, Förderschulen oder auch Landschulheime.



Das Problem: Sie alle erhalten zwar im Rahmen des Ersatzschulgesetzes eine Förderung vom Land. Die Finanzierung basiert allerdings auf Zahlen von 2011 – eine Rechnung, die im Jahr 2021 nicht mehr aufgeht. "Die Verfassung des Landes Hessen sieht vor, dass es private Schulen gibt und das Land die Verpflichtung hat, diese Schulen im Sinne der Vielfalt zu ermöglichen", erklärt Winfried Engel, Vorstandssprecher der Stiftung Marienschule und Geschäftsführer der Marianum Schulträger gGmbH in Fulda. "Das bedeutet eben auch, dass man dafür sorgen muss, dass die Ersatzschulen auch arbeiten und gute Arbeit machen können – dafür braucht es eine verlässliche an der allgemeinen Kostenentwicklung angepassten Finanzierung. Es hilft ja nicht, Ersatzschulen in privater Trägerschaft grundsätzlich zu ermöglichen, dann aber die Qualität der Arbeit zu verunmöglichen", so Engel weiter.

Das Klischee der teuren Eliteschulen liegt den beiden Fuldaer Schulen in Trägerschaft von katholischen Ordensstiftungen fern. Rund 2.200 Schülerinnen und Schüler besuchen, unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern, die Marienschule und das Marianum. Bis Ende der neunziger Jahre gab es gerade wegen der christlichen Trägerschaft der Schulen gar kein Schulgeld, dann musste ein monatliches Schulgeld eingeführt werden, um die ständig steigenden Kosten zu finanzieren. Familien, die sich den Monatsbeitrag nicht leisten können, haben die Möglichkeit einer Schulgeldbefreiung. "Kein Kind soll eine unserer Schulen nicht besuchen dürfen, weil die Eltern es sich nicht leisten können", so Winfried Engel. An beiden Schulen sind über 200 Lehrkräfte sowie über 15 weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Kosten an privaten Schulen deutlich gestiegen

Eigentlich sollte das Land Hessen inzwischen 85 Prozent der Kosten übernommen haben, die ein Schüler oder eine Schülerin an einer staatlichen Schule verursacht. So sieht es das hessische Ersatzschulfinanzierungsgesetz aus dem Jahr 2013 vor. Demnach sollte der Zuschuss des Landes Hessen an freien Schulen nach einem Stufenmodell im Lauf von 10 Jahren von 75 auf 85 Prozent angehoben werden. Tatsächlich erreicht die staatliche Finanzierung heute nur knapp 60 Prozent der Kosten, die an öffentlichen Schulen für die Beschulung von Lernenden anfallen.

Die Kosten der Beschulung an den privaten Schulen seien seit 2011 deutlich gestiegen, so Engel und seine Kolleginnen und Kollegen, die sich zum Aktionsbündnis zusammengeschlossen haben. Grund seien beispielsweise höhere Personal- und Energiekosten So ist über die letzten Jahre eine Finanzierungslücke entstanden, die die freien Schulen vor enorme Probleme stellt.

"Anspruch auf eine angemessene finanzielle Ausstattung"

"Wenn man sich anschaut, wie viel Geld das Land spart, weil wir diese Bildungsarbeit übernehmen und über 2.200 Schülerinnen und Schüler beschulen, dann macht mich das schon sehr ärgerlich ", sagt Winfried Engel. "Müsste das Land die Schulen in freier Trägerschaft übernehmen, müsste es schließlich nicht nur die Finanzierungslücke schließen, sondern auch noch alle anderen laufenden Kosten übernehmen", erklärt er weiter und fordert für das neue Gesetz, das zurzeit verhandelt wird, einen dynamischen Bezugsrahmen, der zeitnah die Kosten der öffentlichen Schulen analysiert und davon dann 85 Prozent für die privaten Schulen bereitstellt. Wichtig sei auch eine echte Partizipation der Ersatzschulen an den Investitionskosten, die in die öffentlichen Schulen fließen.

"Unsere Schulen ergänzen und bereichern das öffentliche Schulsystem, sparen dem Land Hessen und den Kommunen Geld und haben einen Anspruch auf eine angemessene finazielle Ausstattung", so Winfried Engel. Er hofft, dass das Aktionsbündnis eine breite Unterstützung erfährt und die Schulen für die Zukunft finanziell gesichert werden können. Weitere Informationen zur Petition: https://freie-schulen-fair-finanzieren.de/ (pm) +++

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