"Ich werde da wieder hin gehen"

Schwer verletzt: Messer-Attacke auf Manfred Knoch (63) in Flüchtlingsunterkunft

Stets Ansprechpartner für die Medien: Manfred Knoch als Pressesprecher des PP-Osthessen
Fotos: O|N-Archivbilder

23.10.2021 / KASSEL / REGION - "Ich habe noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen, bin hier aber ganz gut aufgehoben", sagt Manfred Knoch (63) im Telefongespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Am Dienstag dieser Woche wurde der ehemalige Pressesprecher vom Polizeipräsidium Osthessen bei einer Messer-Attacke in der Erstaufnahmeeinrichtung in Niederzwehren (Kassel) schwer verletzt. Knoch musste notoperiert werden und wird im Klinikum Kassel behandelt. Die Hersfelder Zeitung hatte zuerst berichtet. Ein 27-jähriger Mann steht unter Tatverdacht.



Bei dem 27-jährigen Tatverdächtigen des versuchten Tötungsdelikts in einer Flüchtlingseinrichtung in Kassel-Niederzwehren ist am Mittwoch auf Anordnung der Kasseler Staatsanwaltschaft eine vorläufige psychiatrische Begutachtung durchgeführt worden. Deren Ergebnis entsprechend hat die Staatsanwaltschaft die einstweilige Unterbringung des Mannes in einem geschlossenen psychiatrischen Krankenhaus beantragt, die ein Richter am gestrigen Nachmittag anordnete. Nach derzeitigem Ermittlungsstand dürfte die psychische Verfassung des 27-Jährigen bei der Tat eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die weiteren Ermittlungen wegen versuchten heimtückischen Mordes dauern an und werden von den Beamten des Kommissariats 11 der Kasseler Kripo geführt.

Präventionsarbeit und ehrenamtlich aktiv

Manfred Knoch ist vor allem auch im Landkreis Hersfeld-Rotenburg bekannt, leistete dort viel Präventionsarbeit etwa beim Schutz vor Einbrechern, war in der Kommunalpolitik unter anderem in Lispenhausen (Rotenburg an der Fulda) und beim örtlichen Sportverein aktiv. Der Kriminalhauptkommissar arbeitete knapp 17 Jahre lang als Pressesprecher bei der Polizeidirektion Hersfeld-Rotenburg. Vor mehreren Jahren zog er aus privaten Gründen nach Nordhessen. Seit zwei Jahren ist Knoch in Ruhestand und hat vor wenigen Monaten eine Stelle als stellvertretender Leiter der Erstaufnahmeinrichtung in Niederzwehren aufgenommen. "Sie haben jemanden gesucht. Ich habe mich entsprechend beworben", sagt Knoch.

Am Dienstagmittag gegen 13 Uhr stand er mit einem Kollegen draußen vor einem Gebäude. Von dem mutmaßlichen Täter habe er gar nichts mitbekommen. Plötzlich sagte sein Kollege: "Er hat ein Messer". Der mutmaßliche Täter stach zu. Sicherheitsangestellte hätten den Bewohner mit saudi-arabischer Staatsangehörigkeit bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten. Knoch war bei der Attacke schwer verletzt worden. Die sofort eingeleiteten Rettungsmaßnahmen und intensivmedizinische Behandlung im Krankenhaus führten schließlich dazu, dass sein Zustand stabilisiert werden konnte, schreiben das Polizeipräsidium Nordhessen und die Staatsanwaltschaft Kassel in einer Pressemitteilung zu dem Vorfall.

"So was kann Dir überall passieren"

Den mutmaßlichen Täter kenne er vom Sehen, der Mann sei keinesfalls als gewalttätig bekannt. Trotz dieser schlimmen Tat will sich Manfred Knoch weiter für die geflüchteten Menschen einsetzen. "So was kann Dir überall passieren, das ist leider so", sagt Knoch. "Ich habe Glück gehabt, aber ich kann doch jetzt nicht daheim sitzen", sagt der engagierte 63-Jährige. Und er macht deutlich: "Ich werde da wieder hingehen". Der überwiegende Teil der geflüchteten Menschen sei dankbar. "Das erlebt man über die Dolmetscher oder auch direkt auf Englisch", sagt Knoch. Gerade auch um die vielen Kinder müsse sich gekümmert werden.

Erstmal aber muss er sich von dem Vorfall erholen und sich langsam "zurückkämpfen". Der Stich heilt und zum Glück wurden keine weiteren Organe verletzt. Dann aber will er seinen Job in der Erstaufnahmeeinrichtung wieder aufnehmen. Und sich in seiner neuen Heimat in Calden auch im Gemeindevorstand engagieren.

Ehemaliger Kollege Martin Schäfer schockiert

Auch Manfred Knochs ehemaliger Kollege und wie er langjähriger Pressesprecher des Polizeipräsidiums Osthessen, Martin Schäfer war entsetzt und schockiert, als er die Nachricht von der Messer-Attacke auf seinen Weggefährten bekam. "Ich war erschüttert und bedauere zutiefst, dass Manni Knoch so eine schlimme Tat widerfahren musste. Zuallererst wünsche ich ihm von Herzen baldige Genesung und dass er das Erlebte auch psychisch gut verkraftet", sagt Schäfer auf O|N-Anfrage. Offenbar habe es sich um einen bedauerlichen Einzelfall und die Tat eines verwirrten Einzeltäters gehandelt, die nichts mit der Person Manfred Knoch zu tun gehabt habe. Man dürfe darüber nicht die vielen Flüchtlinge vergessen, die dankbar dafür seien, dass sie bei uns eine für sie lebensrettende neue Heimat gefunden haben. (hhb) +++

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