Das sagt der Bankvorstand

Trauermarsch und Sarg: Ehrenberger wollen Bankschließung nicht akzeptieren

Die Symbolik sprach Bände.
Fotos: Henrik Schmitt

16.10.2021 / FULDA - Was die Ehrenberger am Freitagnachmittag auf dem Fuldaer Universitätsplatz ablieferten, war sehenswert: Rund 300 Einwohner der Gemeinde gingen gemeinsam mit Bürgermeister Peter Kirchner auf die Straße, um für "ihre" Bankfiliale zu demonstrieren.



Mit Klappern, Trillerpfeifen und ziemlich viel Gebrüll machten die Teilnehmer (darunter befanden sich auch Bürger aus Steinau-Ulmbach, deren VR-Bank-Filiale ebenfalls geschlossen werden soll) auf sich aufmerksam. Von der Geburt bis zum Tod sei man bisher auf dem Land Kunde oder sogar Mitglied der VR-Bank gewesen, wetterte beispielsweise der Wüstensachsener Ortsbeirat. "Die Schließung der Filiale trifft uns erheblich." Das Argument der VR-Bank, man solle doch zehn Kilometer weiter nach Hilders fahren, um dort Geld abzuheben, sei nicht hinnehmbar und vor allem wenig durchdacht. "Gerade unsere Alten empfinden das als Schlag ins Gesicht, viele von ihnen sind auch einfach nicht mobil." Mit direkten Worten richtete er sich an den Bankvorstand: "Sie haben eine Verantwortung den Menschen gegenüber, werden Sie sich dieser bewusst und lassen Sie unsere Bank bloß in Ruhe!"

Zwei Mitglieder des VR-Bank-Vorstandes, der Aufsichtsratschef und weitere Führungskräfte stellten sich dem tobenden Volk und lauschten den Reden mit unbeweglichen Mienen. Gegenüber OSTHESSEN|NEWS gab Vorstand Torsten Hopf zu bedenken, dass man zwar hier sei, um damit die Bereitschaft zur Diskussion zu zeigen, die Entscheidung zur Schließung der Ehrenberger Filiale sei indes nicht revidierbar. "Uns ist der Schritt sicher nicht leichtgefallen, allerdings müssen auch wir wirtschaftlich denken", so der Bankvorstand.

Bürgermeister Peter Kirchner (parteilos) wollte dennoch nicht klein beigeben, denn er befürchtet eine Kettenreaktion. "Wenn die Bank und der EC-Kartenautomat erstmal weg sind, geht es vielleicht auch bald unserem letzten verbliebenen Lebensmittelmarkt an den Kragen." Die Menschen, so glaubt er, gingen nämlich dort einkaufen, wo sie auch Geld abheben könnten.

Der in den Raum geworfene Vorschlag, dass die Ehrenberger künftig ihr Bargeld im Tegut in Wüstensachsen abheben sollen, ist für Kerstin Seegräber von der Tourist-Information keine echte Lösung. "Zuerst möchte ich sagen, dass der Marktbetreiber uns seine volle Unterstützung zugesagt hat", betonte sie. Um dort Geld (bis zu 200 Euro) zu bekommen, müsse man allerdings einen Mindesteinkauf von 10 Euro tätigen. "Nicht jeder möchte das, außerdem ist der Markt schließlich nicht rund um die Uhr geöffnet."

Für Missmut bei der VR-Bank sorgte ein Sarg, der feierlich mit Trauerzug zur Bühne getragen wurde. Darauf zu lesen: VR-Bank Ehrenberg. "Wir empfinden dies als unangemessen und es wird uns negativ in Erinnerung bleiben." Gerade weil man langfristig Partner der Region bleiben wolle, sei es unumgänglich, auch solche Entscheidungen zu treffen, so der Bankvorstand abschließend. (mr) +++

X