Worauf müssen Sammler achten?

Unterwegs mit Förster Jochen Rümann - Auf Pilzsuche im Gieseler Wald

O|N-Volontärin Lea mit Förster Jochen Rümann beim Pilze sammeln im Gieseler Wald.
Fotos: Carina Jirsch

13.10.2021 / REGION - Das Sammeln von Pilzen ist eine begehrte Freizeitbeschäftigung - erst recht, wenn man es sich danach bei einer leckeren Pfifferlingspasta oder gebratenen Steinpilzen schmecken lassen kann. Doch bei der Pilzsuche ist Vorsicht geboten - denn Osthessens Wälder haben neben essbaren Maronen, Pfifferlingen und Steinpilzen auch allerlei Exemplare zu bieten, von denen man besser die Finger lassen sollte. OSTHESSEN|NEWS hat sich mit Förster Jochen Rümann auf Pilzsuche im Gieseler Wald begeben und dabei einige wissenswerte Ratschläge bekommen, die man beim Pilzesammeln befolgen sollte.



Bevor es überhaupt los geht stellt sich erst einmal die Frage nach der richtigen Kleidung - festes Schuhwerk sowie wetterfeste Kleidung gehören dabei zur Grundausstattung. Auch eine Regenjacke ist von Vorteil, denn die meisten Pilze sprießen bei Schauerwetter beziehungsweise sind generell an feuchten Standorten zu finden. Zudem darf ein Messer zum Abtrennen der Pilze nicht fehlen.

"Generell gilt - das, was ich nicht kenne, lasse ich besser stehen", so Rümann. Hilfreich bei der Suche kann außerdem ein Pilzführer sein. "Dort kann man genau schauen, mit welchem Pilz man es zu tun hat. Mittlerweile gibt es sogar Apps, bei denen man die Exemplare fotografieren kann und dann Auskunft über die genaue Art erhält". Zudem kann man auch leicht an den Pilzen lecken, um sie auf bestimmte Erkennungsmerkmale zu überprüfen. "Manche schmecken leicht bitter, andere eher milchig oder nussig", so Rümann. 

Pilze wachsen je nach Witterungsverhältnissen das gesamte Jahr über. "Die Hauptsaison beginnt aber circa im Mai und dauert dann bis zum ersten Frost an. Pfifferlinge gibt es bevorzugt Anfang Juli", sagt Rümann. Das Auto sollte man entfernt auf dem Parkplatz stehen lassen und sich nur zu Fuß oder mit dem Rad auf Pilzsuche begeben. 

Vorsicht vor dem Knollenblätterpilz

Um den Knollenblätterpilz sollten Sammler laut dem Förster einen großen Bogen machen. Besonders auffällig ist die namensgebende Knolle, welche sich unterhalb des Stils befindet und teilweise auch unter der Erde verborgen sein kann. Der tödliche Giftpilz besitzt einen hell- bis olivgrünen Hut. Die Lamellen auf der Unterseite sind beim Knollenblätterpilz weiß oder blassgrün, während sie bei einem herkömmlichen Champignon im jungen Alter rosa, dann braun und später sogar fast schwarz sind. Zudem verweist der Förster darauf, dass viele Pilze von Schnecken angefressen werden. "Schneckenfraß ist kein Zeichen für Essbarkeit, daran sollten sich Sammler keinesfalls orientieren".

Das was letztendlich gesammelt wird, sind die Fruchtkörper der Pilze. Der eigentliche Pilzkörper, das Myzel, breitet sich als riesiges Zellgeflecht unter der Erde aus. Pilze und Bäume versorgen sich dabei gegenseitig - Bäume geben Kohlenhydrate, die Pilze versorgen den Baum mit Wasser und Nährstoffen. "Das ist ein Prozess, von dem sowohl der Pilz als auch der Baum profitieren", so der Förster.

Pilze brauchen Feuchtigkeit

Insgesamt lohnt es sich, dort nach Pilzen zu suchen, wo es besonders feucht ist - das können zum Beispiel bemooste Mulden und Hänge oder Baumstümpfe sein. Dort ist die Chance, Pilze zu finden, deutlich größer als beispielsweise auf ausgetrocknetem Waldboden. 

Außerdem sollte man abgeschnittene Teile des Pilzes im Wald liegen lassen. "Man kann sie auch etwas unter dem Laub verstecken, sonst werden andere Pilzsammler schnell aufmerksam", schmunzelt der Förster. Denn wo die besten und meisten Pilze wachsen, sei unter den Sammlern immer ein kleines Geheimnis.

Um sich bei der Suche jedoch nicht zu verlaufen, empfiehlt der Förster, sich entweder an der Windrichtung oder am Hang zu orientieren. "Dort, wo es bergab geht, kommt man früher oder später auch zu einer Straße beziehungsweise zum Ende des Waldes. Generell sollte man aber auf jeden Fall niemals in der Dämmerung sammeln gehen". Da der Wind überwiegend aus westlicher Richtung kommt, kann man sich auch an der Neigung der Bäume orientieren. Besonders freistehende Bäume wachsen häufig leicht nach Osten geneigt und werden von Wind und Wetter in diese Richtung gedrängt.

Was mache ich nun mit den Pilzen?

Wer Glück hat und sich über eine erfolgreiche Ausbeute freuen kann, die Pilze jedoch nicht direkt verwerten möchte,  kann Steinpilze beispielsweise auch trocknen. "Das geht entweder im Ofen oder auch auf der Fußbodenheizung. Danach sind die Pilze für fünf bis sechs Jahre haltbar", sagt Rümann. Am besten schmecken sie laut dem Pilzkenner aber frisch zubereitet - angebraten mit Butter, Salz und Pfeffer in der Pfanne. So behalten sie ihr natürliches Aroma. Alternativ kann man sich aber auch eine leckere Pfifferlingspasta oder ein schmackhaftes Pilzschnitzel zaubern. "Da gibt es ganz viele Möglichkeiten", so Rümann. Nach der Pilzsuche sollte man sich auf jeden Fall nach Zecken absuchen: "Das wird oft unterschätzt, ist aber nach Aufenthalt in unseren Wäldern extrem wichtig", so der Förster. 

Zudem lässt sich die Pilzsuche gut mit einem ausgiebigen Spaziergang durch den Wald verbinden: "Am besten ist es, den Wald einfach bewusst wahrzunehmen und die Augen offenzuhalten - unsere Wälder haben so viel zu bieten", so der Förster. So bietet der Wald durch seine feuchte Luft ein ganz besonderes Wohlfühlklima. "Man sollte einfach mal tief Luft holen und den Wald auf sich wirken lassen", empfiehlt Rümann. (Lea Hohmann) +++

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