Wählen als Staatsbürgerpflicht vermitteln

Ab der Klasse 9: Juniorwahlen an der Alexander-von-Humboldt-Schule

Alle Hände voll zu tun hatten die Oberstufenteams im Wahlbüro.
Fotos: Traudi Schlitt

26.09.2021 / LAUTERBACH - Wer sich am politischen Prozess beteiligen möchte, muss wählen gehen. Die Stimmabgabe aller Wahlberechtigten – ein Grundprinzip der parlamentarischen Demokratie – erfordert den Willen zur Information über das, was die Parteien möchten, und die Fähigkeit, sich selbst und seine Positionen in den Programmen wiederzufinden. Wählen will also gelernt sein – und welcher Ort böte sich zum Vermitteln dieses Staatsbürgerwissens besser an als die Schule? Als bundesweites Schulprojekt finden daher seit 1999 zu jeder großen Wahl an deutschen Schulen die Juniorwahlen statt: Schülerinnen und Schüler aller Schulformen der Sekundarstufe I und II und der Berufsschulen sind aufgerufen, in einer Wahlsimulation ihre Stimme abzugeben. In Hessen wird dieses Projekt gefördert von der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung.



Eine von vielen hessischen Schulen, die regelmäßig an den Juniorwahlen teilnehmen, ist die Alexander-von-Humboldt-Schule: Mehr als 500 Jugendliche und junge Erwachsene ab der 9. Klasse waren in der Woche vor der Bundestagswahl dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Vorbereitet wurde der Urnengang im PoWi-Unterricht: Die Schülerinnen und Schüler haben Steckbriefe der Direktkandidaten erstellt, die Wahlprogramme angeschaut und auch mit Hilfe des Wahl-O-Mats ihre möglichen Entscheidungen betrachtet; Netzdiagramme und Parteiprofile wurden erstellt. Besonderes Augenmerk lag auch auf dem deutschen Wahlsystem und der Bedeutung des Wählens für die Demokratie: "Es ist uns als Schule ein großes Anliegen, die Demokratie zu stärken und die Wahlbeteiligung insbesondere bei den jungen Menschen zu fördern", so der federführende Fachlehrer Nicolas Hahn. Schulleiterin Gitta Holloch begrüßte den jeweils klassenweisen Ansturm im Foyer der Schule sehr: "Ich sehe hier durchaus einen Auftrag an Schule, die jungen Menschen mit ihren Rechten und Pflichten als Staatsbürger vertraut zu machen. Dazu gehört auch sie zu ertüchtigen, der politischen Diskussion in den Medien zu folgen, was nicht immer einfach ist."

Der Fachbereich Politik und Wirtschaft an dem Lauterbacher Gymnasium sei dafür sehr gut aufgestellt, wie man auch an der engagierten gemeinsamen Durchführung der Juniorwahl sehe. Neben den Lehrkräften waren daran auch die Schülerinnen und Schüler der PoWi-Leistungskurse beteiligt. Sie leiteten das schulinterne Wahlbüro, verglichen die Wahlberechtigtenliste und gaben die Wahlscheine aus. Bis Ende der Woche musste die Schule die Ergebnisse an den Träger des Projekts, den Verein Kumulus e. V., übermitteln, nach der Wahl werden auch sie bekanntgegeben. Dann wird man sehen, wie die jungen Leute gewählt hätten, wenn sie es denn schon gedurft hätten.

Das Wahlalter herunterzusetzen, dafür sprachen sich zwar einige der Juniorwähler aus, forderten dann aber eine noch bessere politische Bildung an den Schulen und eine gezieltere Vorbereitung. Andere wiederum finden es gut, dass sie erst mit 18 Jahren richtig wählen dürfen. Da diese Frage auch im Parteiprogramm einiger Parteien auftaucht, wäre also auch darüber eine demokratische Abstimmung an der Wahlurne möglich. (pm) +++

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