Nachwirkungen von Corona

Lieferschwierigkeiten bei Möbeln: "Küche für nächstes Jahr jetzt bestellen!"

Annette Scheuch, Einrichtungsberaterin im Möbelpunkt Thalau
Fotos: Marius Auth

24.09.2021 / REGION - Wer momentan im Möbelhaus Polstergarnitur oder Küche bestellen will, schaut häufig in die Röhre: Durch Corona ist die Produktion bei vielen Herstellern noch heruntergefahren - außerdem hat die Pandemie den Rückzug ins Private befördert, die Nachfrage nach sicheren Wohnwelten ist groß wie nie.



Die Lieferprobleme betreffen vor allem die Vormaterialien: Holz, Metallkomponenten wie Beschläge, Polsterschäume, Bezugsstoffe und elektronische Bauteile, dazu noch die Verpackungsmaterialien. Außerdem die Hausgeräte selbst. Befragte osthessische Möbler geben sich schmalllippig - niemand will mit Problemen in Verbindung gebracht werden. Aber: "Wir können wirklich nichts dafür. Bei Wohnmöbeln müssen Kunden sonst sechs bis acht Wochen warten. Jetzt kommt die Lieferbestätigung vom Hersteller - und dann die Korrektur, dass es nächste Woche wird. Und dann nächste Woche wieder dasselbe Spiel. Es ist zum Mäusemelken - nicht nur für unsere Kunden, die eine Küche bestellt haben, sondern natürlich auch für die Monteure. Das bringt die ganze Tourenplanung durcheinander", erklärt Tanja Link, Geschäftsführerin von "Möbelpunkt Thalau".

Vor allem Elektrogeräte wie Geschirrspüler und Kühlschrank ließen momentan extrem lange auf sich warten, so Link. Beziehungen helfen weiter: "Wir bekommen eine Mail von Miele: Der Geschirrspüler ist erst in der KW 4/22 lieferbar. Dann müssen wir beim Miele-Außendienstler fragen, ob es nicht ein ähnliches Modell gibt, das vielleicht auf Lager ist. So können wir versuchen, die Problematik halbwegs zu umgehen."

Corona bringt Koch-Boom

Neben der heruntergefahrenen Produktion vieler Hersteller spielt auch eine psychologische Komponente in die Knappheits-Spirale hinein: "Viele waren durch Corona gezwungen, zu Hause zu kochen, und das über eine lange Zeit. Da kommt man schon mal auf die Idee, die Küche komplett zu erneuern, neue Geräte einbauen zu lassen - die Küche als eigentliches Zentrum der Wohnung hat schon vorher eine Rolle gespielt, das hat sich jetzt noch verstärkt. Manche Küchenlieferanten sind schon das ganze Jahr zu. Wer eigentlich im Februar oder März eine neue Küche kaufen wollte, dem kann ich nur raten: Jetzt schon bestellen!", so Link.



Nicht nur Elektrogeräte sind momentan heiß begehrt, selbst die schnöde Matratze lässt lange auf sich warten. "Die Engpässe bei Polsterschäumen sind unter anderem auf Produktionsausfälle beim Schaumstoff-Vorprodukt TDI zurückzuführen. In den vergangenen Monaten war die Produktion bei mehreren TDI-Herstellern wegen technischer Schwierigkeiten oder aufgrund von Wartungsarbeiten eingeschränkt", erklärt Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie.

Was das konkret bedeutet, weiß Annette Scheuch, Einrichtungsberaterin beim "Möbelpunkt Thalau": "Kunden kommen vorbei, um eine Matratze mitzunehmen, die ihnen gefällt - und wir müssen ihnen sagen, dass eine Lieferzeit von bis zu 14 Wochen möglich ist. Bei einer Matratze." Experten raten deswegen dazu, jetzt schon die Weihnachts-Einkäufe im Blick zu haben: "Nicht erst wie sonst im Oktober fleißig bestellen, sondern in diesem Jahr sehr, sehr viel früher mit dem Kaufprozess beginnen", so Markus Meyer vom Handelsverband Möbel und Küchen. (mau) +++

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