Abschluss der Herbstvollversammlung

BiKo-Vorsitzender Bischof Bätzing: "Thema Missbrauch lässt uns nicht los!"

Ihre Premiere absolvierte die neue Generalsekretärin Dr. Beate Gilles bei dieser Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe
Fotos: Carina Jirsch

24.09.2021 / FULDA - "Sie sehen: Das Thema Missbrauch, dieses dunkelste Kapitel lässt uns nicht los - wir können nicht zur Tagesordnung übergehen", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag bei der Schlusspressekonferenz im Dompfarrzentrum in Fulda vor einer großen Zahl Presse- und Medienvertreter. In dieser Hinsicht gebe es Fortschritte, wie den Beschluss zur verbesserten Personalaktenführung, die bisher vielfach Mängel aufgewiesen habe, aber durchaus auch Rückschläge, erklärte er. Jetzt liege eine Grundordnung für die Personalaktenführung vor, die den Standards im Beamtenrecht genüge, so Bätzing. Für eine engere Zusammenarbeit und den kontinuierlichen Austausch mit Betroffenen seien durch die Errichtung eines Betroffenenbeirats strukturelle Weichen gestellt worden.



Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) von Missbrauchsopfern habe ihre Arbeit aufgenommen. Das neue Verfahren komme den Forderungen nach mehr Unabhängigkeit, mehr Transparenz, Einheitlichkeit und höheren Leistungen nach. Aufgrund des hohen Antragsaufkommens in den ersten Monaten und der damit verbundenen Bearbeitungsdauer werde das Verfahren allerdings von Betroffenen kritisiert. Die Bischöfe hätten sich während der Vollversammlung ausführlich mit den Kritikpunkten des Betroffenenbeirats befasst. "Wir verstehen, dass Betroffene durch das Wiederaufgreifen des Verfahrens und die langen Bearbeitungszeiten erneut Retraumatisierung erleiden können. Wir sehen, dass Erwartungen enttäuscht werden und dass dies schmerzlich ist. Das bedauern wir sehr", sagte Bätzing.

Auseinandersetzung "gut und strittig"

Die Bischöfe hätten sich bei ihrer Herbstvollversammlung "gut und strittig" über alle anstehenden Themen auseinandergesetzt. "Das gilt auch für unser Kirche-Sein: Wir sind nur Zeichen und Werkzeug. Deshalb habe ich an Selbstkritik nicht gespart, denn offensichtlich gibt unser Habitus des Auftretens Menschen einer durch und durch freiheitlich geprägten Gesellschaft Anlass, unser Angebot als anmaßend und übergriffig und angesichts des Missbrauchs obsolet zurückzuweisen. Ich wiederhole noch einmal: Wir selbst haben nicht wenig zu solcher Verwechslung und damit zum Misslingen der Kommunikation beigetragen", bekannte Bätzing. Die Themen, die das aufzeigten, lägen alle auf dem Tisch des Synodalen Weges. Schon nächste Woche finde deshalb ja die zweite Synodalversammlung in Frankfurt/Main statt.

Zu Kardinal Woelki: nichts Neues aus Rom

Zur Zukunft des umstrittenen Kardinal Rainer Maria Woelki, der seit Monaten wegen des Umgangs mit der Aufklärung sexuellen Missbrauchs in seiner Diözese in der Kritik steht, verwies Bätzing die fragenden Journalisten darauf, dass eine Entscheidung aus Rom nach wie vor ausstehe. "Ich höre vielerlei Gerüchte, aber ich kann Ihnen dazu nicht Neues sagen", beschied der Vorsitzende die Journalisten.

Wie sich die neue Generalsekretärin der Bischofskonferenz und erste Frau in diesem Amt, Dr. Beate Gilles bei ihrer allerersten Herbstvollversammlung unter fast 70 Oberhirten gefühlt hat und wie sie die Reformierbarkeit der katholischen Kirche beurteilt, erfahren Sie im O|N-Interview. (Carla Ihle-Becker)+++

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