Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stefan Buß: Die Seele nachkommen lassen 

Stadtpfarrer Stefan Buß
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

25.09.2021 / FULDA - Eine Geschichte aus Indien erzählt: Ein Biologe hatte für eine Himalaya-Expedition eine Gruppe einheimischer Träger angeheuert. Der Forscher war in großer Eile, denn er wollte schnell an sein Ziel ankommen. Nachdem die Gruppe den ersten Pass überschritten hatte, erlaubte er ihnen eine kurze Rast.



Nach einigen Minuten rief er aber wieder zum Aufbruch. Die Träger blieben einfach sitzen, als hätten sie Ihn gar nicht gehört. Sie schwiegen und ihr Blick war zu Boden gerichtet. Als der Forscher sie nochmals aufforderte, weiterzugehen, schauten einige von ihnen ihn ganz verwundert an. Schließlich sage einer: "Wir können nicht weiter gehen. Wir müssen warten, bis unsere Seele nachgekommen ist." Geht es vielen Menschen heute nicht oft so, dass sie im Gedränge der Zeit und der Hetze von Terminen gar nicht mehr zu sich selbst kommen?

Es wird viel heute geplant, man muss auf fünf Hochzeiten gleichzeitig tanzen und eigentlich ist man nirgends richtig. Man arbeitet an einer Sache oder begegnet Menschen und ist eigentlich noch nicht dabei. Um ganz bei einem Menschen oder einer Sache sein zu können, muss erst die Seele nachkommen. Ich spüre das in meinem Alltag auch hin und wieder. Dann muss ich auch innehalten und der Seele die Möglichkeit geben nachzukommen. Ich suche dann gern auch Orte auf, wo man innehalten kann. Ein Spaziergang um und über den Frauenberg und oben die Ausschau genießen mit einem Blick über die Stadt oder in die Rhön. Oder einen Augenblick der Stille in der Anbetungskapelle der Stadtpfarrkirche oder mal einen Augenblick ausruhen am Bonifatiusgrab in der Krypta des Domes. Jeder und jede wird seine Orte des Innehaltens finden und kennen. Geben Sie Ihrer Seele auch immer mal die Chance nachzukommen. (Stefan Buß)+++


Foto: Stefan Buß

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