Sonderausstellung auf Point Alpha eröffnet
Zwischen Stacheldraht, Splitterminen und dem Schießbefehl
Am Sonntag wurde die Ausstellung feierlich eröffnet
Fotos: Henrik Schmitt
13.09.2021 / GEISA/RASDORF (RHÖN) -
Zur Eröffnung der Sonderausstellung "70 Jahre im Einsatz – Vom Bundesgrenzschutz zur Bundespolizei" erschienen am Sonntag zahlreiche Gäste auf Point Alpha. In ihrer Ansprache erinnerte Professorin Monika Grütters, MdB (CDU an die Zeit, als die innerdeutsche Grenze noch stand. Wortgewandt zeichnete sie ein Bild von Stacheldraht, Splitterminen und dem Befehl an DDR-Grenzer, auf Landsleute zu schießen.
Ein Zitat von Altbundespräsidenten Joachim Gauck aufgreifend, bezeichnete sie die Menschen, die im Osten lebten, als Insassen eines Staates, der vorgab, man habe es in der DDR gut. "Der daraus resultierende Trugschluss offenbarte sich auch dem letzten Bürger als die Grenze fiel."
"Das Unrecht, was in diesem Land geschah, ist auch 30 Jahre danach noch von großer Bedeutung." An den Freiheitsentzug, aber auch an das Unglück, welches die Mauer für viele bedeutete, müsse man erinnern. "Wir dürfen nie vergessen." Menschen, die sich nach Freiheit sehnten, starben an der innerdeutschen Grenze innerhalb der DDR - erschossen von Landsleuten, die einen Übertritt um jeden Preis verhindern mussten.
Stiftungsvorsitzender der Point Alpha Stiftung, Dr. Stefan Heck, zählte Grenz-Begebnisse auf, welche vielen Menschen in Erinnerung geblieben sind. Ob eine Schießerei oberhalb von Wiesenfeld im Jahr 1962 oder generelle Sorgen darum, "dass der Kalte Krieg plötzlich ein heißer wird", finden sich in der neuen Ausstellung auf Point Alpha in aufgearbeiteter Form wieder.
Dr. Heck betonte, dass der Bundesgrenzschutz im Westen viel geleistet habe. "Mit der Ausstellung wollen wir erinnern, aber auch dem BGS Anerkennung zollen."
Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales, Udo Götze, erklärte, wie schwierig die Zeit an der Grenze auch für diejenigen gewesen sei, die dort tagtäglich arbeiteten. Ein Grenzer der DDR hätte beispielsweise nicht mit den "Kollegen" aus dem Westen in Kontakt treten dürfen. "Wenn von westlicher Seite abends bei Schichtwechsel jemand mit der Taschenlampe zum Gruß leuchtete, durfte man sich auf der Ostseite nicht einmal bemerkbar machen. Ansonsten hätte es Konsequenzen gegeben und man hätte den Staatsschutz auf den Plan gerufen."
Aus dem Bundesgrenzschutz sei heute die größte deutsche Polizeibehörde geworden. "Ich bin überzeugt davon, dass die Kollegen dort alle Aufgaben, die noch kommen werden, hervorragend bewältigen werden."
Hintergrund
1951, zwei Jahre nach der Bundesrepublik, wird der Bundesgrenzschutz gegründet. Die Sonderpolizei des Bundes entsteht in einer Zeit, die vom Kalten Krieg zwischen Ost und West geprägt ist. Hauptaufgabe ist die Abwehr von Gefahren an der innerdeutschen Grenze. Der Aufbau des BGS ist der erste Schritt zur Wiederbewaffnung eines demokratischen Deutschlands. Ab Ende der 1960er Jahre wird das Aufgabenspektrum um den Einsatz im Inneren nachhaltig erweitert. Das Aufkommen des (inter-)nationalen Terrorismus sowie die steigende Mobilität
aufgrund der europäischen Integration und der wachsenden Globalisierung erweitern das Anforderungsprofil. Im Zuge der Deutschen Einheit entfällt die ursprüngliche Hauptaufgabe an der innerdeutschen Grenze. 2005 wird aus dem Bundesgrenzschutz die Bundespolizei.
Die Jubiläumsausstellung, die als Wanderausstellung konzipiert wurde, beleuchtet diesen Prozess mit zahlreichen Original-Exponaten. Es werden Fahrzeuge, Uniformen und Ausrüstungen sowie Fotografien, Grafiken und Dokumente, die eigens für "70 Jahre im Einsatz" bei Zeitzeugen, Sammlungen und Archiven eingeworben oder angekauft gezeigt. Medienstationen präsentieren etwa 50 exklusiv produzierte Interview-Ausschnitte. "70 Jahre im Einsatz" setzt einen besonderen Schwerpunkt auf die Einbindung von Zeitzeugen. Die Sonderschau in der Fahrzeughalle des US Camps kann im Rahmen des Gedenkstättenbesuchs täglich zwischen 10 und 18 Uhr bis zum 30. November 2021 besichtigt werden. (mr) +++