Vor der Feuerwache getrocknet

O|N deckt auf: Das ist der Besitzer der 36 müffelnden Tierhäute

Serigne Niang hatte am vergangenen Sonntag vor dem dortigen Feuerwehrhaus 36 Kuhfelle zum Trocknen ausgelegt.
Fotos: Hans-Peter Ehrensberger

12.09.2021 / BAD BRÜCKENAU / FULDA - Ein alter Spruch (be)sagt sinngemäß: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt. Und ein solcher war im Bad Brückenauer Stadtteil Wernarz offenbar doch ein "bisschen böse", als Serigne Niang am vergangenen Sonntag vor dem dortigen Feuerwehrhaus 36 Kuhfelle zum Trocknen ausgelegt hatte (O|N berichtete). Und informierte mutmaßlich die örtlichen Floriansjünger. Und dann die Polizei. Und die wiederum den zuständigen städtischen Bauhof. Weil die Felle angeblich "müffelten", wurden sie erst einmal in einem Container am Bauhof-Gelände "zwischengelagert". So weit, so nicht (!) gut. Eher schlecht.  



Denn als der "Herr der Häute", eben Serigne Niang, ein Trommel- Künstler, am Montag von seiner Corona-bedingten Zweitjob-Arbeit bei "Tegut" in Fulda ins Unterfränkische heimkehrte, waren ihm im wahrste Sinne des (verdrehten) Wortes "die Felle davongeschwommen". "Das geht auf keine Kuhhaut" (auch wenn es dieses deutsche Sprichwort in Afrika angeblich nicht geben soll) regte sich der gebürtige Senegalese mit väterlicherseits kongolesischen Wurzeln derart heftig über den vermeintlichen Verlust der wertvollen Stücke auf, dass er Herzrasen bekam und ins Bad Brückenauer Krankenhaus eingeliefert werden musste. Dort verbrachte er zwei Tage im Klinikbett - immer mit der Ungewissheit, wie, weshalb, warum und wohin seine wertvollen Kuhhäute verschwunden sein könnten, die je nach Größe und Form schon mal einen Stückpreis von bis zu 35 Euro kosten können.  

Kuhhäute vor zwei Jahren geschenkt bekommen

 
Die Kuhhäute hat der Brückenauer Künstler mit italienischem Pass vor zwei Jahren von einem Freund geschenkt bekommen und benötigt sie zum Bespannen seiner Trommeln. Zuvor müssen sie aber bearbeitet, unter anderem das Fett und Fell beseitigt und eben auch getrocknet werden. Und deshalb hatte der 51-Jährige sie einige Tage auf der Rasenfläche im Garten ausgelegt. Und da die Nächte unterdessen schon wieder recht frisch und der morgendliche Tau sich auf den Rasen, die Felle und deren Inneres gelegt hatten, war Serigne mit seinen Trommel-Bezügen auf die trockene, geteerte Fläche vor dem benachbarten Feuerwehrhaus ausgewichen.  

Den Anfang der Geschichte kennen Sie schon, liebe Leser. Den Rest erfahren Sie jetzt! Und es gibt ein Happy-End. Nach seiner Entlassung aus der Klinik am Mittwoch machte sich der Künstler auf die Suche nach den berühmten Kuhhäuten, doch die gestaltete sich wie die noch berühmtere nach der Nadel im berüchtigten Heuhaufen. In benachbarten Stadeln, Gartenhütten oder Garagen wurde er nicht fündig - bei der Polizei Bad Brückenau als ultimo ratio indes schließlich doch. Die klärte ihn über den "Fall der Felle" umfassend auf und verriet ihm auch den Standort des Zwischenlagers der tatsächlich ein wenig müffelnden Kuhhäute. Aber nur ein wenig streng - und erst, wenn man die FFP2-Maske beim Presse-(Riech)Termin unter die Nase rutschen lässt… 

"Die Polizeibeamten waren alle sehr, sehr freundlich und hilfsbereit. Und auch die Feuerwehrleute sind außergewöhnlich nett", sagt der überglückliche Künstler - und fingert filigran für den Reporter ein kleines Trommelstück auf sein Musikinstrument. Sanft. Bedächtig. Gefühlvoll. Rhythmisch. Nicht allzu laut. Leise. Damit dem Nachbarn nicht das Trommelfell platzt. (Hans-Peter Ehrensberger) +++

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