Die Unterschiede der Kulturen
Auswanderer Thomas Suchecki (32): Student zieht von Fulda nach Mexiko
Fotos: privat
05.09.2021 / MONTERREY / FULDA - Beim Toastbrot fangen die Unterschiede schon an. "Die sind in Mexiko so, wie bei uns Zwieback schmeckt", sagt Thomas Suchecki. Und sowas kann beim Frühstück schon eine muntere "Diskussion" entfachen. Vor allem, wenn so unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen. Der 32-jährige Suchecki ist seit rund sieben Jahren mit der Mexikanerin Priscila Sarai Medina Contreras verheiratet. Das Paar wohnt mittlerweile wieder in Nordamerika. Vor wenigen Wochen ging es aus dem vergleichsweise beschaulichen Fulda zurück in die Millionenmetropole Monterrey im Norden von Mexiko. Eine Industriestadt - wenig attraktiv.
Inzwischen sind sie bereits in den Bundesstaat Oaxaca im Süden umgezogen. "Diese Region ist reich an Kultur und Natur. Es waren aufregende Tage, eine komplett leere Wohnung und alles einrichten, kein Internet und so weiter", sagt Suchecki. "Man kann sich hier selber verwirklichen", sagt er, "es fühlt sie hier alles wesentlich freier, lockerer und spontaner an." Der Alltag, die Mentalität seien unterschiedlich und kaum vergleichbar mit den Gewohnheiten in Deutschland.
"Eine richtig gute Zeit in Fulda"
Geboren in Kevelaer am Niederrhein (Nordrhein-Westfalen) verschlug es den jungen Mann zum Studium nach Fulda. Das war im Jahre 2009. Im Fachbereich Sozialwissenschaften hatte er sich eingeschrieben, nachdem er zuvor ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Argentinien absolviert hatte. In Fulda habe er eine "richtig gute Zeit gehabt" - und Mexikaner kennengelernt. Also ging es auf Einladung der Freunde nach Mexiko. Inzwischen ist er ausgewandert, lebt mit seiner Frau in Mexiko. Er spricht akzentfrei spanisch. Das hilft ihm. Er ist selbstständig, hat zwei Bücher auf Spanisch geschrieben.Wie ist Mexiko wirklich?
"Mexiko wird unser Lebensmittelpunkt. Aber wir werden weiter nach Deutschland reisen. Unsere Kinder sollen ihre Großeltern kennenlernen - und das nicht als digitale Oma. Der Kontakt über das Internet hilft, ersetzt aber nicht den persönlichen Kontakt", sagt Suchecki. Das Internet möchte er dennoch nutzen und ist unter anderem auf Instagram aktiv. Er hat zudem einen Youtubekanal erstellt und möchte dort von seinem Alltag in Mexiko erzählen. "Wie ist Mexiko wirklich? Wie ist ein anderes Leben in einem anderen Land möglich?", seien Fragen, die Freunde ihm immer wieder stellen. Viele kennen Mexiko lediglich aus den Nachrichtensendungen und von Netflix: Armut, Korruption, Gewalt und Drogen. Dabei habe auch Mexiko viele schöne und erfreuliche Dinge zu bieten. Davon möchte Suchecki auf seinem Kanal erzählen.Ihm gegenüber seien die Menschen offen. Alle "weißen" Menschen würden zunächst als Amerikaner angesehen. Deutschland werde oft mit Perfektion verbunden. Eine Frage stellen sie ihm öfters: "Stimmt es, dass die Deutschen morgens, mittags, abends Bier trinken?". Eher weniger. Aber ihr Toastbrot ist eben kein Zwieback. (Hans-Hubertus Braune) +++