Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stadtpfarrer Buß: "In der Höhle des Löwen!"

Stadtpfarrer Stefan Buß.
Foto: Hendrik Urbin

04.09.2021 / REGION - "Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda!" Die Redewendung "sich in die Höhle des Löwen wagen" kennen Sie sicherlich. Es geht auf eine alte Legende zurück, die davon erzählt, dass ein alter Löwe verkündete, dass sein Leben zu Ende ginge und er sich von allen Untertanen verabschieden wolle. So zogen viele Tiere in die Höhle. Zuletzt kam auch der Fuchs. Ihm fiel auf, dass viele Tierspuren in die Höhle führten, aber keine heraus. Da wurde ihm klar, dass der Löwe sie verspeist hatte. So drehte er vor der Höhle um.



Wer sich also sprichwörtlich "in die Höhle des Löwen" traut, wagt also eine tollkühne Tat und begibt sich damit nicht selten auch in Gefahr. Daniel, der Prophet des Alten Testamentes muss in die Löwengrube. Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 597 v. Chr. wurden die Israeliten nach Babylon verschleppt. Daniel fand dort das Vertrauen des Königs. Wegen seiner Klugheit wurde er für den Verwaltungsdienst im babylonischen Großreich ausersehen und stieg die Karriereleiter empor, bis er Provinzstatthalter war. Eines Tages wurde er von Bewohnern Babylons beim König verklagt, denn Daniel hatte eine Statue des Götzen Marduk zerstört. Nur nach heftigsten Morddrohungen hatte der König dem Sinnen der Götzendiener schließlich nachgegeben, und Daniel wurde von diesen in eine Löwengrube geworfen. Gott gedachte jedoch seines treuen Dieners Daniel, bewahrte ihn vor den ausgehungerten Löwen und sandte sogar einen Engel mit dem Propheten Habakuk, der Daniel ein Mahl brachte, sodass er bei Kräften bliebe. Der Prophet Daniel erhob nun seine Stimme zum Lobpreis Gottes und sprach: "Du hast meiner gedacht, o Gott, und die nicht verlassen, die Dich lieben!" Dieses Motiv wird in diesem Jahr beim 33. Sargenzeller Früchteteppich aufgegriffen, der ab heute wieder bis 31.10. zu sehen ist. Das Originalbild dazu stammt von Dan Burr (*1951) einem US-amerikanischen Zeichner. Die Künstlerin Heike Richter aus Mackenzell hat es umgestaltet als Grundlage für den Früchteteppich.

An Daniel können wir sehe, er bleibt trotz Löwengrube an Gott dran und verliert nicht das Gottvertrauen. Der Glaube bewahrt nicht vor den Löwengruben des Lebens. Ganz im Gegenteil: Der Glaube ist hier bei Daniel sogar der Grund für seine Schwierigkeiten. Daniel bleibt trotz der Löwengrube an Gott dran. Daniel hat einen Gott, der rettet. Gott hat sein und auch das Leben derer, die ihm vertrauen, in der Hand. Egal wie schwer die Situation ist, am Ende hängt es nicht am Menschen, sondern an Gott, der rettet. Was war das, was Daniel im Letzen durch sein Leben hindurch getragen hat? Es war nicht das, was er getan hat, nicht sein Mut, sein vorbildliches Leben, nicht dass er Leiden ertragen hat, es war nicht das, was er gefühlt hat, nicht das, was er gebetet hat. Es war der Gott, dem er vertraut hat. Bei Daniel gibt es bereits parallelen zu Christus. Wie Daniel lebte er ein vorbildliches Leben, treu gegenüber Gott. Auch er wurde trotzdem angefeindet, mit zweifelhaften Argumenten angeklagt und schließlich zum Tode verurteilt.

Vor seinem Grab wurde ein Stein gerollt, wie vor die Löwengrube. Nach drei Tagen eilen Frauen an das Grab, wie der König am Morgen zu Daniel. Aber sie finden dort niemanden und bald wird deutlich: Dieser Jesus wurde heraufgeholt aus der tiefsten Löwengrube, die es gibt – von Gott herausgeholt aus dem Tod. Ich denke viele von uns haben diese Erfahrung gemacht. Da gab es brüllende Löwen und meterhohe Wellen, denen wir ausgesetzt waren. Die Erfahrung von Krankheit, von Arbeitslosigkeit, von Schuld oder vielleicht tatsächlich ganz konkret die Erfahrung von Lebensbedrohung. Auf der Flucht, bei einem Unfall, in Krankheit und dann haben Menschen zu allen Zeiten und wir selbst vielleicht auch gespürt: Wir sind gehalten, auf wunderbare Weise unbesiegbar, den Löwen wird das Maul gestopft, es wird uns kein Haar gekrümmt, sondern Gott steht uns bei. Trifft nicht auch uns Christen, die wir in der Nachfolge Jesu Christi stehen, immer mehr der Hass der Welt; einer Welt, die uns nicht versteht, aber meist auch gar nicht verstehen will? Daniel wird uns damit zum Vorbild. Wenn es um unsere Gemeinschaft mit Gott geht, sollten wir uns von nichts und niemandem einschüchtern lassen. Wir haben einen allmächtigen Gott, der helfen kann, und einen lieben Heiland, der auch helfen will. Dies ist der dreieinige Gott, an den wir glauben. Sein Sohn Jesus Christus ist unser Retter und Nothelfer, dem wir alle unsere Sorgen anvertrauen können. Nicht einmal den Tod brauchen wir bei ihm zu fürchten. Denn wie der Engel die Mäuler der hungrigen Löwen zuhielt und Daniels Leben errettete, so wird Gott auch uns einmal aus der Macht des Todes befreien und ewig leben lassen. (Stefan Buß) +++

In der Höhle des Löwen beim Früchteteppich in Sargenzell
Foto: Stefan Buß

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