20 Jahre Polizeipräsidium Osthessen (3)
Sven Trabert: "Im Streifendienst musste ich sehen, riechen und spüren!"
Fotos: Martin Engel
22.11.2021 / FULDA -
"Wieso haben Sie sich für den Polizeiberuf entschieden?", ist wohl eine der häufigsten Fragen von Journalisten an Polizeibeamte. Sven Trabert musste keine Sekunden überlegen: "Die Karl-May-Bücher über Winnetou und Old Shatterhand haben mich schon in den frühen Kindheitstagen inspiriert. Das Helfersyndrom war anscheinend angeboren und ich habe mich schon immer für die Gerechtigkeit starkgemacht." Dass es damit nicht getan ist und der Job lebensgefährliche Situationen mit sich bringen kann, musste Trabert am eigenen Leib erfahren.
Der 52-jährige Trabert ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Stiefsohn. 1988 begann er seine Laufbahn bei der hessischen Polizei in Kassel. Knapp zehn Dienstjahre in Frankfurt am Main - vor allem im Bahnhofsrevier - haben ihn geprägt. Der Fuldaer Polizeihauptkommissar spricht im OSTHESSEN|NEWS-Interview erstmals über seine Vergangenheit.
Überfall und Schusswechsel
1995 gab es einen Überfall auf ein Hotel in Frankfurt. Trabert und seine Kollegen waren schnell vor Ort, jedoch gelang es dem Täter, einen Polizisten als Geisel zu nehmen und diesem eine Pistole an den Kopf zu halten. Danach kam es zu einem Schusswechsel. Der Fuldaer hatte großes Glück: Er wurde nicht verletzt, zumindest nicht äußerlich. Die seelischen Wunden machten sich in den Jahren danach bemerkbar.Die positive Erkenntnis, die er daraus ziehen konnte: "Ich bin auch in Stresssituationen handlungsfähig" - und das musste er auch in den folgenden Jahren unter Beweis stellen.
"Mein Hauptanliegen - Menschen helfen."
Nach zehn Jahren Rhein-Main-Gebiet ging es für ihn zurück in die Heimat nach Osthessen, wo es im Jahr 2008 in Friedewald (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) zu einem bewaffneten Banküberfall kam. Die Täter waren auf der Flucht, eine Fahndung wurde eingeleitet. An der spektakulären Verfolgungsjagd beteiligt war auch - wie hätte es anders kommen können - Sven Trabert. Die Bilder aus Frankfurt schossen direkt in seine Erinnerungen zurück, er erlitt ein posttraumatisches Erlebnis.Erinnerung für die Ewigkeit
"Bei minus zehn Grad haben wir einen Obdachlosen im Bahnhofsviertel aufgegabelt und ihm eine warme Zelle auf unserer Polizeiwache angeboten. Dort durfte er die Nacht verbringen, etwas essen und trinken und sich aufwärmen. Am nächsten Morgen wollte er sich unbedingt bedanken und uns ein Geschenk machen. Es war ein Foto von ihm und seinen Kumpels, als es ihm noch besser erging. Das hat mich sehr berührt." Bis heute trägt Trabert das Foto in seinem Portmonee bei sich.33 Jahre Polizeiarbeit haben ihm gezeigt, dass man die Menschlichkeit niemals verlieren darf. Das rät er auch allen jungen Kolleginnen und Kollegen. "Ich bereue nichts und würde mich immer wieder für die Polizei entscheiden." (nb) +++
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