A49-Gegner demonstrieren

Spatenstich für das Prestigeprojekt: Bau des Medzentrums Kirtorfer Höfe beginnt

Große Freude bei der Regional-, Bundes- und Landespolitik: Der Bau der Kirtorfer Höfe kann beginnen.
Fotos: Luisa Diegel

03.08.2021 / KIRTORF - Lange hat Kirtorf auf diesen Tag gewartet, jetzt kann es endlich losgehen: Der erste Spatenstich für den Bau der "Kirtorfer Höfe" ist erfolgt. Nun soll auf dem 5.500 Quadratmeter großen Areal zwischen Neustädter Straße, Braugasse und dem Verlauf des Bachs das Medzentrum Kirtorfer Höfe errichtet werden. Die historische Häuserzeile an der Neustädter Straße wird erneuert, es entsteht neuer Wohnraum. Geplant sind auch eine Apotheke und ein Café. Es soll eine lebendige Mitte für Kirtorf entstehen, mit mehr Lebensqualität und Attraktivität.



Die Idee dazu entstand, als Karsten Jost, jetzt Geschäftsführer der Projektgesellschaft, vor etwa vier Jahren mit seiner Frau an dem Weg vorbeigelaufen ist und sich gedacht hatte, dass hier ein perfekter Platz für ein Medzentrum wäre. Schnell ging es in die Planung. "Wenn ich gewusst hätte, wie viele Hürden, Klinken putzen und Bürokratieaufwand in diesem Projekt stecken, hätte ich es wohl sein lassen und wäre ein Bier trinken gegangen", blickt Jost beim Spatenstich am Montagmorgen zurück. "Ich bin sehr froh darüber, dass er es nicht getan hat", dankt ihm Kanzleramtsminister Helge Braun, der es sich nicht hat nehmen lassen, aus Berlin anzureisen. "Genau solche Leute mit diesem Engagement braucht es."

Stadt mit Leben füllen

Jetzt - vier Jahre später, ist auch Jost stolz auf das, was sich in der letzten Zeit alles getan hat. "Jetzt stehen wir heute hier und machen den Spatenstich und werden Kirtorf wieder mit Leben füllen." Und das ist nicht nur eine Besonderheit für Kirtorf und den Vogelsbergkreis, "es ist ein Leuchtturmprojekt, wo wir von Landes- und Bundessicht draufschauen werden", so Braun. Für ihn ist ein solches Projekt die Chance, neue Ärzte für den ländlichen Raum zu gewinnen. "Den Einzelkämpfer unter den Ärzten gibt es auf dem Land immer weniger. Die Kirtorfer Höfe werden beispielgebend für Land und Bund sein", ist er sich sicher. 

Auch die Freude bei Staatsminister Axel Wintermeyer über den Beginn einer neuen Kirtorfer Mitte ist groß. Denn als Demografiebeauftragter weiß er: Der ländliche Raum bringt auch seine Probleme mit sich, auch wenn bereits eine Trendumkehr der Menschen, die von Städten wieder aufs Land ziehen, zu erkennen ist. "Städte und Gemeinde sterben von innen heraus, dagegen muss man etwas tun." Auch deshalb ist das Medzentrum Kirtorfer Höfe ein Prestigeobjekt: Marode, leerstehende Gebäude werden wieder aufgewertet - und im gleichen Zug wird die Gesundheitsversorgung sichergestellt. Für Vize-Landrat Dr. Jens Mischak ist das der richtige Weg: "Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Es bringt nichts, Ortskerne auszudünnen und neue Wohngebiete auszuweisen. Dieses Projekt zeigt, was alles möglich ist."

"Das ist unsere Chance"

Für Kirtorfs Bürgermeister Andreas Fey ist der Baubeginn richtungsweisend, für das, was in Kirtorf in den letzten Jahren in die Wege geleitet wurde. "Wir machen was - und das ist unsere Chance, dass sich junge Leute für ein Leben hier und gegen ein Leben in der Stadt entscheiden." Auch wenn es bis zu diesem Tag wirklich kein einfacher Weg war - und das Projekt auch schon einmal kurz vor dem Aus stand, als unsicher war, ob die Stadt diesen Plan finanziell in die Tat umsetzen kann. "Alles in allem ist das Geld gut investiert", freut sich Fey.

So auch Alexander Bechtler von der IWG, Ehrenbürgermeister Ulrich Künz und Stadtverordnetenvorsteher Karl-Heinrich Laudon: Mit diesem Projekt soll die Stadt wieder mit Leben gefüllt werden, zudem werden Arbeitsplätze geschaffen. "In vielen ländlichen Orten werden Ärztestellen nicht nachbesetzt, so verliert auch die Apotheke ihre Kunden und die Attraktivität verschwindet mehr und mehr. Das wird hier in Kirtorf nicht passieren. 

A49-Gegner demonstrieren beim Spatenstich

Für die Ausbaugegner der A49 war der Spatenstich des Medzentrums nebensächlich: Etwa 30 von ihnen versammelten sich am Montagmorgen in Kirtorf und hatten das Erscheinen von Dr. Helge Braun zum Anlass genommen, um einmal mehr ein Zeichen gegen den Weiterbau der A49 zu setzen. "Danni bleibt - Keine A49! - Wald statt Asphalt!", hieß es bei der Spontandemo. (Luisa Diegel) +++

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