CDU-Größe im O|N-Interview
Wolfgang Bosbach zur Meinungsfreiheit: "Leute sprechen immer leiser"
Fotos: Henrik Schmitt
01.08.2021 / REGION -
Wolfgang Bosbach, ehemaliger Vorsitzender des Innenausschusses im Deutschen Bundestag, ist auch heute noch ein gefragter Redner. Für seine offenen Worte und eine klare Haltung ist er bekannt – OSTHESSEN|NEWS hatte am Samstag exklusiv die Gelegenheit, dem Politik-Urgestein drei Fragen zu stellen.
Viele Menschen sind der Meinung, es wäre egal, welche Partei man wählt, da sowieso alle den gleichen Kurs fahren. Können Sie dem zustimmen?
Bosbach: Ja und nein. Man muss nicht über jede politische Entscheidung streiten und wenn die Parteien sich einig sind in bestimmten Punkten, sollte man das nicht beklagen. Aber wer aktuell die Bundestagswahlprogramme nebeneinander legt, der sieht nicht nur marginale, sondern auch fundamentale Unterschiede zwischen den Parteien. Ein Beispiel: Es ist ein Unterschied, ob ich sage, Wohlstand für alle durch Umverteilung oder Wohlstand für alle durch Fleiß. Es kann nur das umverteilt werden, was vorher erarbeitet wurde.Sie haben gesagt, die CDU müsse der Polizei den Rücken stärken. Innenminister Peter Beuth (CDU) hat kürzlich das Frankfurter SEK aufgelöst, nachdem bekannt wurde, dass einige Beamte in einem Chat rechtsextreme Inhalte geteilt hatten. Beuth relativierte den Vorgang später und sagte, einige der Inhalte besäßen keine strafrechtliche Relevanz. Mit diesem Hintergrund wirkt die Auflösung der gesamten Truppe wie ein Generalverdacht. Wie passt das mit Ihrer Aussage zusammen?
Früher wurde oft gesagt: Das wird man ja noch sagen dürfen. Die Meinung vieler Bürger ist mittlerweile eine andere. Was denken Sie?