Klare Worte vom Kanzleramtsminister

Helge Braun: "Geimpfte werden definitiv mehr Freiheiten haben als Ungeimpfte"

Kanzleramtsminister Helge Braun.
Archivfoto: O|N / Julius Böhm

25.07.2021 / REGION - Die Impfmüdigkeit in Deutschland wird größer und größer. Während zu Beginn des Jahres und im Frühjahr die Impfbereitschaft groß, der Impfstoff allerdings rar war, hat sich das nun geändert: Impfstoff gibt es mittlerweile genug, doch viele wollen den Pieks nicht. Für Impfverweigerer könnte das bald Folgen haben, wie Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) im Interview mit der BILD-Zeitung sagt.



"Geimpfte werden definitiv mehr Freiheiten haben als Ungeimpfte", so die klaren Worte von Braun.

Kontakte reduzieren, viele Angebote nicht mehr möglich

"Bei hohem Infektionsgeschehen trotz Testkonzepten würden Ungeimpfte ihre Kontakte reduzieren müssen. Das kann auch bedeuten, dass gewisse Angebote wie Restaurant-, Kino- und Stadionbesuche selbst für getestete Ungeimpfte nicht mehr möglich wären, weil das Restrisiko zu hoch ist." Große Sorgen bereite dem Minister nämlich die Zahl der Neuinfektionen, die permanent steigen. "Der Staat hat die Pflicht, die Gesundheit der Bürger zu schützen. Dazu gehört ein Gesundheitswesen, das im Winter nicht erneut Krebs- und Gelenkoperationen zurückstellen muss, um Corona-Patienten zu behandeln. Und dazu gehört auch der Schutz derjenigen, die ungeimpft sind."

Bereits Gesundheitsminister Jens Spahn sprach in der vergangenen Woche von Inzidenzwerten im 800er-Bereich im Herbst. Auch für Braun kein unrealistisches Szenario: "Wir haben derzeit eine Steigerung der Zahlen von 60 Prozent pro Woche. Wenn sich Delta weiter so schnell verbreiten würde und wir keine enorm hohe Impfquote oder Verhaltensänderung dagegensetzen würden, hätten wir in nur neun Wochen eine Inzidenz von 850. Das entspräche 100.000 Neuinfektionen jeden Tag."

Komplett-Lockdown "unnötig"

Ein klassischer Lockdown wäre für Braun allerdings nicht mehr nötig, da die Geimpften und Genesenen für das Infektionsgeschehen keine wesentliche Rolle mehr spielen würden. Dennoch bliebe eine vierte Welle nicht ohne Auswirkung, da die Krankenstände historische Höchststände erreichen würden: "Alle ungeimpften Kontaktpersonen der vielen Infizierten müssten zunächst in Quarantäne. Die Auswirkungen auf die Arbeitsprozesse in den Betrieben wären massiv. Das sehen wir bereits in Großbritannien. Abstandsregel und Maskenpflicht brauchen wir deshalb weiterhin. Und bei Nicht-Geimpften wird es Testpflichten und bei hohen Infektionszahlen weitere Verschärfungen geben müssen", bringt es der Kanzleramtsminister im Gespräch mit der BILD auf den Punkt. (ld) +++

X