Neuer Olympia-Experte in der ARD
Jan-Philip Glania: "Es ist ein bisschen wie der Fluch der Engländer im Fußball"
Fotos: Jonas Wenzel - Yowegraphy
23.07.2021 / PETERSBERG -
Wenn am Freitag in Tokio die Olympischen Spiele beginnen, startet auch für den ehemaligen Weltklasse-Schwimmer Jan-Philip Glania (32) ein neues Abenteuer. Der Petersberger, der im vergangenen Jahr seine Profi-Karriere beendet hat, wird ab Samstag gemeinsam mit ARD-Kommentator Tom Bartels die Schwimmwettbewerbe als Experte kommentieren. OSTHESSEN|NEWS hat mit dem renommierten Rückenschwimmer im Vorfeld über seine neue Aufgabe, die Nervosität, seinen Kontakt nach Tokio und den Fluch des deutschen Schwimmens gesprochen.
Glania ist im Stress. Noch bis Freitag arbeitet er in seinem eigentlichen Job als Zahnarzt, ehe es am Nachmittag mit dem Zug nach Mainz geht. Dort wird er dann erstmals als Experte am Mikro sitzen. "Die Vorfreude wächst von Tag zu Tag", so Glania zu O|N. Für den ehemaligen Deutschen Meister, der selbst bei zwei Olympischen Spielen für den DSV an den Start ging, wird es das erste Mal sein, dass er vor einem Millionenpublikum kommentiert.
Studio in Mainz statt Schwimmhalle in Tokio
Wird das vielleicht sogar schlimmer als vor einem Millionenpublikum zu schwimmen? "Mit Schwimmen kenn ich mich zumindest besser aus als mit Kommentieren", lacht Glania, "das wird auf jeden Fall eine neue Erfahrung. Ich bin aber überzeugt, dass es gut klappen wird." Mit Tom Bartels steht ihm dafür auch ein erfahrener Experte zur Seite, der unter anderem das WM-Finale 2014 in Brasilien kommentierte. Anders als bei vergangenen Olympischen Spielen werden Kommentatoren und Experten nicht live vor Ort sein. "Das ist auf der einen Seite natürlich schade, weil wir die Wettbewerbe nicht live in der Halle verfolgen können, andererseits wäre eine Reise mit viel Aufwand und Einschränkung verbunden gewesen", sagt Glania.
Stattdessen wird er die Wettbewerbe aus der RLP-Landeshauptstadt Mainz kommentieren. Den ersten Einsatz gibt es schon bei den Qualifikationsläufen am Samstag, dann zunächst im ARD-Livestream. "Das wird schon mal eine gute Möglichkeit, sich warmzulaufen", ist sich der Ex-Profi sicher. Denn viele Möglichkeiten, um sich mit Tom Bartels abzustimmen, gab es im Vorfeld nicht, dafür fehlte schlicht die Zeit. Als ehemaliger Weltklasse-Schwimmer weiß Glania aber sowieso, wovon er spricht.
Glanias direkter Draht ins Olympische Dorf
Zumal er trotz einer Entfernung von über 9.000 Kilometern einen direkten Draht nach Tokio besitzt. "Ich kenne viele aus dem DSV noch aus meiner Zeit und habe erst am Mittwoch mit dem ein oder anderen Kontakt gehabt, da sind sie gerade ins Olympische Dorf eingezogen. Die Stimmung ist auf jeden Fall gut, die Atmosphäre toll und alle freuen sich, dass es endlich losgeht." Heftige Kritik an Ausrichtung
Für ein erfolgreiches und spektakuläres Olympia ist also eigentlich alles angerichtet, wäre da nicht die enorme Kritik an der Ausrichtung der Spiele in der japanischen Hauptstadt. Dort steigen die Corona-Zahlen stark an, die Bevölkerung hat keine Lust auf das größte Sportevent der Welt und die Wettbewerbe müssen ohne Zuschauer auskommen. Nicht verwunderlich, dass viele eine Absage der Spiele forderten und teilweise immer noch fordern.Für Jan-Philip Glania macht man es sich damit aber zu leicht: "Bei mir schlagen zwei Herzen in meiner Brust: ich weiß, was ein Sportler jahrelang investiert, um bei Olympia antreten zu können, die sagen natürlich, lieber so als gar nicht. Aus gesundheitlichen Gesichtspunkten hätte ich eine Absage aber auch verstanden, die Gesundheit geht immer vor. Ich hoffe, dass vor Ort alles sicher sein wird." Das hoffen sicher auch die Athleten vor Ort. (Felix Hagemann) +++