Von Kriegen zur Corona-Pandemie

Jubiläum: Vogelsbergbahn feiert ihr 150-jähriges Bestehen

In diesem Jahr feiert die Eisenbahnstrecke Gießen-Fulda ihr 150-jähriges Jubiläum.
Fotos: Archiv

17.07.2021 / REGION VB - Mit der Inbetriebnahme des letzten 20 Kilometer langen Abschnittes von Bad Salzschlirf nach Fulda am 31. Juli 1871 war der letzte Abschnitt der anfänglich privaten Oberhessischen Eisenbahn von Gießen nach Fulda fertiggestellt. Das Ereignis wurde damals überschattet vom Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 und so fanden keine Eröffnungsfeierlichkeiten statt. Und 150 Jahre später verhindert die Corona-Pandemie das Jubiläum.



Der Bau der Oberhessischen Eisenbahn förderte das wirtschaftliche Wachstum in Oberhessen und den angrenzenden Gebieten. Nicht nur der Bau und der Betrieb der Bahnen schaffte neue Arbeitsplätze und veränderte den Berufsalltag vieler Menschen. Auch neue Industrien entstanden, oder bereits bestehende konnten dank der Eisenbahn ihre Absatzmärkte erweitern oder rentabler wirtschaften. Beispielhaft seien hier der Erz- und Braunkohlenbergbau, die Hüttenwerke, die Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und deren Verarbeitung (Zuckerfabriken), die Holzindustrie und der Abbau von Basalt genannt.

Dem "Weltverkehr" anschließen

Doch schon 1876 ging die Oberhessische Eisenbahn in das Eigentum des Großherzogtums Hessen über, da die hohen Erwartungen an einen Transitverkehr über die Strecken sich in keinerlei Weise erfüllten. Der erste Fahrplan unter der Regie der Großherzoglichen Direktion wies für die Strecke von Gießen nach Fulda 7 durchgehend verkehrende Züge auf, ergänzt noch durch zwei Züge auf den Teilstrecken Alsfeld – Fulda und Gießen – Alsfeld.

Am 01. April 1897 wurde die Strecke Gießen – Fulda in die Preußisch-Hessische Eisenbahngemeinschaft eingegliedert und der Eisenbahndirektion Frankfurt am Main unterstellt. In der Regel wurden etwa sechs Züge pro Richtung eingesetzt, die das Verkehrsbedürfnis einigermaßen abdeckten. Die Eisenbahn im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts war kein Nahverkehrsmittel in unserem heutigen Verständnis. Der Nutzung im Arbeiter- und Ausbildungsverkehr standen noch die Bedienungshäufigkeit und auch die Höhe der Fahrpreise entgegen. Der Bau der Strecken sollte weite Landstriche an den "Weltverkehr" anschließen.

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Strecke ausgebaut. In diese Zeit fielen die Erweiterungen der Bahnhöfe Lauterbach und Alsfeld sowie die Einrichtung der Kreuzungsstation bei Maberzell. Die Brücken wurden für höhere Zuglasten und Geschwindigkeiten erneuert und zahlreiche Stellwerke zur Sicherung des Zugbetriebs gebaut.

Buch über die 150-jährige Geschichte

Die Geschichte der Bahnlinien von Gießen nach Fulda und Gelnhausen haben mehrere Autoren um Stefan Klöppel und Jürgen Röhrig zum Anlass genommen, ein Buch zur 150-jährigen Geschichte der Oberhessischen Eisenbahnen herauszubringen, welches auch die Geschichte der ab 1888/1890 abzweigenden Nebenbahnen beinhaltet. Hungen – Laubach, Nidda – Schotten und Stockheim – Gedern bildeten den Kern des Nebenbahnnetzes in Oberhessen, welches in den folgenden Jahrzehnten beträchtlich erweitert wurde und die Länge der beiden Hauptbahnen bald bei weitem übertraf.

Das Buch behandelt die Geschichte all dieser Bahnstrecken, zeigt betriebliche Besonderheiten auf, wirft aber auch den Blick auf die Zukunft der Bahnen. Steffen und Carsten Eigner stammen aus Grebenhain im Vogelsberg und haben die Kapitel über die Nebenbahn Lauterbach Nord - Gedern - Stockheim und den Knotenbahnhof Lauterbach bearbeitet.

Weitere Beiträge steuerten Andreas Christopher und Dieter Eckert bei. Zahlreiche Tabellen, Dokumente und vor allem Fotos ergänzen den Textteil. Unterstützt haben das Projekt die Verkehrsgesellschaft Oberhessen und die Hessische Landesbahn. Verlegt wurde das Buch durch den Verlag "Drehscheibe".

Es ist ab sofort dort (www.drehscheibe-online.de) oder über den örtlichen Buchhandel für den Preis von 29,50 Euro erhältlich. (Jürgen Röhrig) +++

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