Bundesweit einzigartige OP-Methode

Bypass-Chirurgie durchs Schlüsselloch - Ex-Landrat Kramer berichtet von OP

Von links: Prof. Dr. Hilmar Dörge (Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie), Fritz Kramer (ehemaliger Landrat des Landkreises Fulda und Prof. Dr. Volker Schächinger (Direktor der Medizinischen Klinik I)
Fotos: Carina Jirsch

14.07.2021 / FULDA - Dass das Klinikum Fulda immer wieder gut für medizinische Sensationen ist, wissen nicht nur die hiesigen Medien, sondern vor allem auch betroffene Patienten. Wenn allerdings ein jahrzehntelanger Akteur auf der politischen Bühne in einer Pressekonferenz freimütig über seine Herz-Operation und deren bundesweite Besonderheit berichtet, ist das doch außergewöhnlich. Der ehemalige Fuldaer Landrat Fritz Kramer sparte auf der Pressekonferenz am Dienstag  nicht mit lobenden Worten und brachte den operierenden Herzchirurgen damit fast in Verlegenheit.



Doch Prof. Dr. Hilmar Dörge (Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie) hat allen Grund, stolz auf das innovative Verfahren zu sein, das er als erster Mediziner an einer Klinik in Deutschland eingeführt und mittlerweile erfolgreich etabliert hat. Seine minimalinvasive Methode ist für die Patienten weitaus schonender als die sonst praktizierte große OP mit der Eröffnung des Brustkorbs, erzielt aber denselben positiven Heilungserfolg bei der Erkrankung der Herzkranzgefäße. Die habe sein Arzt bei ihm diagnostiziert, berichtete Fritz Kramer, der damals vor allem beim Treppensteigen und Radfahren schlechter Luft und schließlich Herzrhythmusstörungen bekam. Die Aussicht auf eine große Herz-OP habe ihn ziemlich geängstigt  - wie wohl die allermeisten Betroffenen. Als Prof. Dörge ihm von der ganz neuen Möglichkeit  der Schlüsselloch-Chirurgie berichtet habe, sei er voller Hoffnung gewesen, dass er dafür in Frage komme. Dabei werden durch einen kleinen seitlichen Schnitt zwischen der vierten und fünften Rippe alle nötigen Bypässe an die erkrankten Herzkranzgefäße gelegt. Tatsächlich konnte Kramer, der mit der neuen Technik am Rosenmontag operiert wurde, das Klinikum schon eine Woche später verlassen und erfreut sich wieder bester Gesundheit. 

Eindrucksvoll schilderte er den Unterschied zum weitaus schwierigeren Genesungsweg für diejenigen Patienten, die eine große Brust-OP hinter sich haben. Sie müssen sich vor allem schonen, dürfen sich keinesfalls körperlichen Belastungen aussetzen, nichts heben, an Sport ist nicht zu denken, denn die Gefahr dass das geteilte Brustbein dadurch aufbricht, ist zu groß. 

Der ideale Werbeträger fürs Klinikum

Die Verengung der Herzkranzgefäße, auch koronare Herzkrankheit (KHK) genannt, ist eine ernst zu nehmende Erkrankung die tödlich verlaufen kann. Die  Herzkranzgefäße liegen wie ein "Kranz" um das Herz und versorgen den Herzmuskel mit Sauerstoff. Kommt es zu einer Verengung der Herzkranzgefäße wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt – es kann zu einem Herzinfarkt oder Herzschwäche kommen. Können verengte Herzkranzarterien nicht mehr durch eine koronare Intervention (z.B. Stent) durchgängig gemacht werden, ist eine so genannte koronare Bypass-Operation erforderlich. Bei der klassischen Bypass-Operation am offenen Herzen wird jedoch das Brustbein der Länge nach komplett durchtrennt (Sternotomie), was für die betroffenen Patienten eine erhebliche Belastung bedeutet. 
 
Fritz Kramer ist vor allem dankbar, dass er als Patient die Gelegenheit hatte, von der innovativen OP-Methode zu profitieren. "Deshalb habe ich nur ganz kurz überlegen müssen, als ich gefragt wurde, ob ich Ihnen von meinen Erfahrungen berichten möchte", erklärte er. Als "Werbeträger" fürs Klinikum ist niemand so geeignet wie der eloquente Multiplikator Fritz Kramer, der schließlich bekannte: "Ich finde meine Narbe gar nicht mehr!" (Carla Ihle-Becker)+++

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