"Polizist sein? Ich wäre erneut bereit"

Jetzt legt Alfred Hau (61) seine Uniform für immer ab

Alfred Hau, Ex-Chef der Polizeistation Fulda, ist seit dem 1. Juni offiziell im den Ruhestand.
Fotos: Hendrik Urbin

15.07.2021 / FULDA - Für OSTHESSEN|NEWS zieht Polizeioberrat a.D. Alfred Hau zum allerletzten Mal seine Uniform an - er hat dafür extra beim Polizeipräsidenten um Erlaubnis gebeten. "Ich befinde mich offiziell seit dem 1. Juni in Pension und hatte bisher noch keine freie Minute", erzählt der Petersberger mit einem Lächeln auf den Lippen. Mehr als vier Dienstjahrzehnte liegen hinter ihm. 



Zuletzt war Hau Chef von Hessens größter Polizeistation: Fulda. "45 Dienstjahre bei der hessischen Polizei sind eine lange Zeit, ich blicke gerne darauf zurück." Sein Bekenntnis für die Polizei-Karriere ist eindeutig. "Den Beruf des Polizisten würde ich jederzeit wieder ausüben."

Neuerdings halten den 61-jährigen aber nicht mehr die Bösewichte der Region auf Trab, sondern seine beiden Enkeltöchter. Doch zurück zum Anfang einer großen Karriere: 1976 tritt der damals 16-jährige Alfred Hau in die hessische Polizei ein. "Damals konnte das kaum einer verstehen, immerhin war der Beruf schon immer gefährlich." Doch die Neugierde war einfach zu groß. "Mit 17 Jahren hatten wir einen Einsatz am Frankfurter Flughafen. Dort stand ich mit einer Maschinenpistole in der Hand. Im Nachhinein: unvorstellbar! Ich war einfach noch sehr jung."

"1979 habe ich mit dem mittleren Dienst begonnen und war zunächst bei der Bereitschaftspolizei in Hanau tätig." Nach Stationen beim Polizeipräsidium Südosthessen in Offenbach und ein Studium in Kassel kam er erst nach Frankfurt und von dort zurück in seine Heimat. "Nach dem Neubau des Polizeipräsidiums Osthessen in Fulda ermutigte mich meine Frau, mich auf eine Stelle in Fulda zu bewerben." Und das funktionierte reibungslos: Von der Polizeidirektion Bad Hersfeld wechselte er 2002 als Sachgebietsleiter zur Abteilung Einsatz. Seit 2008 hatte der Oberrat verschiedene Leitungsfunktionen bei der Polizeidirektion Fulda inne, bis er schließlich 2015 die Leitung der Polizeistation Fulda übernahm.

Job mit Herzblut ausgeübt


"Ich bin dankbar für die Unterstützung meiner Vorgesetzten und meiner Kollegen", weiß er. "Dass ich die Region und die Menschen hier kenne, hat mir oftmals in die Karten gespielt." Die Flüchtlingskrise 2015 brachte den erfahrenen Polizisten jedoch wie so viele Einsatzkräfte an seine Grenzen. "Wir mussten eine Zeltstadt auf dem Gelände des PPOH für mehrere hundert Menschen errichten - und das kurzfristig über ein Wochenende." Hau war in seiner leitenden Position für die Organisation zuständig. "Ich habe einfach nur funktioniert. Aber: Es hat alles geklappt."

Den Druck der ständigen Erreichbarkeit hat Hau nun nicht mehr. Er wirkt gelassen. Seinen Job habe er immer mit Herzblut ausgeübt, berichtete er. Nachdenklich macht ihn die Tatsache, dass die Respektlosigkeit in der Gesellschaft und gerade auch gegenüber Polizeibeamten immer weiter zugenommen hat. "Das ist traurig."

An der Spitze der Polizeistation Fulda steht nun Peter Heil (56). "Er ist definitiv der richtige Mann für diesen Job. Er kennt unsere Heimat und die Mentalität der Menschen. Das ist ganz wichtig", sagt Hau zum Abschluss. Seine Uniform wird er nun ablegen. Es ist Feierabend für Alfred Hau. Diesmal für immer. (nb) +++

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