Neue Saison steht vor der Tür
Das sind die fünf häufigsten Fußballer-Verletzungen
Symbolbild: ON
13.07.2021 / REGION -
Wussten Sie, dass sich bei einer Fußballpartie durchschnittlich zwei Spieler verletzen? Dr. Andreas Rügamer, Chefarzt der Unfallchirurgie, Orthopädie, Sporttraumatologie der Helios St. Elisabeth Klinik Hünfeld, erklärt, welche fünf Verletzungen vom Muskelfaserriss bis zur Gehirnerschütterung typisch für Fußballer sind.
"Es sind verschiedene Einflüsse, die die Verletzungshäufigkeit beim Fußball maßgeblich beeinflussen", sagt Dr. Andreas Rügamer. So ist die Verletzungswahrscheinlichkeit während eines Wettkampfspiels etwa vier- bis sechsfach höher als im Training und steigt mit dem Alter. Rein statistisch verletzen sich pro Spiel zwei Fußballer, in der Hälfte der Fälle durch gegnerische Einwirkung. Rund ein Viertel der Verletzungen betreffen eine im Vorfeld bereits schon einmal betroffene Körperstruktur.
Die häufigsten Verletzungen im Fußball sind Prellungen (50%), Verstauchungen (20%) und Muskelverletzungen (10%). Mit einem Viertel der Fälle ist der Oberschenkel das meist betroffen Körperteil. Zu den häufigsten spezifischen Verletzungen zählen:
Bänderläsion im Sprunggelenk: Unabhängig von der Verletzungsart ist das Sprunggelenk aufgrund des häufigen Umknickens das meistverletzte Einzelgelenk. Im Vordergrund stehen hier Bandverletzungen, insbesondere der drei Außenbänder und des sogenannten Syndesmosebands zwischen Schien- und Wadenbein (Michael Ballack litt darunter vor der WM 2010 in Südafrika). Echte Frakturen am Sprunggelenk sind wesentlich seltener, allerdings finden sich nach wiederholten Umknickereignissen und/oder zunehmender Laxizizität der Bandführung oft Knorpelschäden und arthrotische Veränderungen im Verlauf. Die Ausfallzeiten bei Außenbandverletzungen weisen eine hohe Spannbreite von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten auf. Bei Rupturen (Bänderrissen) beläuft sich die Genesungszeit im Gegensatz zu Dehnungen in der Regel auf drei bis vier Wochen. "Eine komplette Ruptur der Syndemose wird aufgrund der drohenden dauerhaften Instabilität im Sprunggelenk operativ versorgt und erfordert etwa drei Monate Pause", so Chefarzt Rügamer. Die Therapie von Außenbandverletzungen erfolgt in erster Linie konservativ mittels Stützschiene und Training der Muskulatur. Auch wenn Bandverletzungen in der Summe nur etwa 4,8 Prozent aller Verletzungen der Bundesligasaison 2019/2020 ausmachten, waren sie für 15 Prozent. der Ausfalltage verantwortlich.
Achillessehnenriss: Die Achillessehne sorgt als Verlängerung der Wadenmuskulatur dafür, dass sich der Fuß vom Boden abdrückt. Insbesondere Sprungbewegungen beanspruchen diese Sehne in einem hohen Maße, aber auch Sprints und schnelle Antritte. Neben der chronischen Reizung einer überbeanspruchten Sehne ("Achillodynie"), die eine langwierige Behandlung nach sich zieht, kann es auch zur akuten Ruptur kommen. "Typischerweise hört der Spieler einen lauten Knall und verspürt einen stechenden Schmerz, als habe ihm jemand in die Wade getreten", erklärt Dr. Rügamer. "Eine konservative Therapie ist grundsätzlich möglich, wenn sie zeitnah nach der Verletzung durch eine Ruhigstellung im Spitzfuß begonnen wird. Bei sportlich Aktiven erfolgt die Behandlung aber meist operativ. Es ist mit einer Ausfallzeit von etwa sechs Monaten zu rechnen."
Gehirnerschütterungen und Kopfplatzwunden: Der Zusammenstoß mit dem Kopf ist Routine im Spielbetrieb. Nicht nur der Ball selber wird bei Annahme oder beim Kopfstoß zum Anprallobjekt, auch Körperteile des Gegners wir Kopf oder Ellenbogen oder der Aufschlag auf dem Boden nach einem Sprung gehören dazu. Die Langzeitauswirkungen dieser wiederholten Mikro-Gehirnerschütterungen sind Gegenstand wissenschaftlicher Studien. "Bereits bei dem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung mit den klassischen Symptomen wie kurzzeitige Bewusstlosigkeit, Sehstörungen oder Übelkeit sollte der Spieler ausgewechselt werden", sagt Unfallchirurg Dr. Rügamer. Je nach Ausprägung erfolgt dann eine Computertomographie des Kopfes. Platzwunden im Schädel- und Gesichtsbereich gehören ebenfalls zum Fußballer-Alltag und werden – teils spektakulär am Spielfeldrand – mitunter ohne Betäubung geklammert um ein Weiterspielen zu ermöglichen. (pm/fh)+++