Prägende Figur der Festspiele

Götz Schubert erspielt sich als John Keating den "Großen Hersfeldpreis"

Freuten sich riesig über die Auszeichnung für ihre Leistung im "Club der toten Dichter" (von links): Till Timmermann, Götz Schubert und Nico Kleemann.
Fotos: Carina Jirsch

12.07.2021 / BAD HERSFELD - Immer wieder mit Spannung erwartet wird die jährliche Verleihung der Hersfeldpreise bei den Bad Hersfelder Festspielen: Verdient ist Götz Schubert für seine Darstellung des Lehrers John Keating in Joern Hinkels Inszenierung der Bühnenfassung des Filmklassikers "Der Club der toten Dichter" jetzt mit dem Großen Hersfeldpreis 2021 ausgezeichnet worden. Es war keine leichte Entscheidung, denn alle Produktionen des Theaterfestivals werden sowohl Abend für Abend vom Publikum in der Stiftsruine mit sehr viel Applaus gefeiert als auch fast durchgehend von den Kritikern gelobt.



Der Große Hersfeldpreis 2021 geht an Götz Schubert. Mit seiner ersten Rolle in der Stiftsruine ist er zur prägenden Figur der 70. Festspiele geworden. Schubert brilliert als nachdenklicher und überaus couragierter Lehrer für englische Literatur. Er zeichnet das Psychogramm eines klugen, charismatischen Mannes, den seine innere Haltung, die Kraft von Worten und die Magie der Poesie leiten. Schubert zeigt die erschreckende Aktualität eines Lehrers aus vergangenen Zeiten, der sich mit Rückgrat und Heiterkeit über die kleinlichen Regeln enger Denkmauern hinwegsetzt. Sein perfektes Instrumentarium schauspielerischer Mittel setzt Schubert unaufdringlich ein.

Zeitlose, lässige Eleganz

Damit lässt er den anderen Ensemblemitgliedern Raum, ihre Rollen zu gestalten. Dank seiner Glaubwürdigkeit schenkt er dem Publikum das Miterleben der Bühnenfigur. Die zeitlose, lässige Eleganz seines Spiels unterstreicht die Ernsthaftigkeit Keatings. Gerade in den eindringlich gespielten filigran-leisen Momenten entsteht eine Wahrhaftigkeit, die noch lange nachhallt. 

Mit dem Großen Hersfeldpreis werden Darsteller ausgezeichnet, die die weiträumige Bad Hersfelder Festspielstätte in Spiel und Sprache beherrschen und die sich in ihr als rollenausschöpfende Schauspielerpersönlichkeiten erweisen. Der erste Preisträger war im Jahr 1962 Hans Caninenberg. Zu den Preisträgern gehörten seitdem unter anderem auch Volker Lechtenbrink, Uwe Friedrichsen, Mario Adorf, Tilly Lauenstein, Helen Schneider, Christian Nickel, Natalja Joselewitsch und Dennis Herrmann - und zuletzt Katharine Mehrling für ihre Darstellung der Fanny Brice in dem Musical "Funny Girl".

Hersfeldpreis für Till Timmermann und Nico Kleemann

Der Hersfeldpreis 2021 wird verliehen an Till Timmermann als Neil Perry und Nico Kleemann als Todd Anderson in "Der Club der toten Dichter". Den jungen Schauspielern gelingt bei ihrem Hersfeld-Debüt die differenzierte Darstellung zweier unterschiedlicher Charaktere auf dem Weg zur Selbstfindung. Till Timmermann verkörpert mitreißend und erschütternd den an den rigiden Karriereplänen seines Vaters scheiternden Sohn. Nico Kleemann berührt mit seiner Wandlung vom scheuen Duckmäuser zum selbstbewussten, mutigen Jugendlichen.

Jeder der beiden Darsteller kreiert einen magischen Moment: Timmermann beim Spiel im Spiel als Puck aus Shakespeares "Sommernachtstraum", Kleemann als Initiator des finalen Aufbegehrens gegen das rigide Schulsystem und als Huldigung für Keating, der die Schüler eigenständiges Denken lehrte.

Der Hersfeldpreis wird an Darsteller vergeben, die sich durch ihre Leistung profiliert haben, wobei die Auszeichnung insbesondere den Nachwuchs-Schauspielern und/oder für "beste Nebenrolle" zuerkannt werden soll. Der Hersfeld Preis wurde 1969 zum ersten Mal vergeben: Albert Hormann erhielt ihn. Im Laufe der Jahre kamen Namen wie Cornelia Froboess, Uwe Friedrichsen, Dietlinde Turban, Jutta Speidel, Marie-Therese Futterknecht, Christoph Wohlleben und  Corinna Pohlmann dazu. Mit dem Hersfeldpreis 2019 bei den Bad Hersfelder Festspielen wurde Günter Alt für seine Rollen in "Der Prozess" ausgezeichnet.

Die Moderation der Preisverleihung hat Helgo Hahn von der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine übernommen. Im Rahmen der Preisverleihung hat Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber den Hessischen Verdienstorden am Bande an Hans Jürgen Dietz überreicht. Es handelt sich um  die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Hans Jürgen Dietz ist seit 1951 Statist und Komparse bei den Bad Hersfelder Festspielen. In diesem Jahr wirkt er in "Der Club der toten Dichter" mit. (pm/sh) +++

X