Nach Abriss jetzt zugänglich

Fundgrube für Archäologen: Alter Gerberkanal in der Löherstraße freigelegt

In dem jetzt durch den Abriss freigelegten Abwasserkanal haben die Lohgerber ihr Abwasser (und manches mehr) entsorgt.
Fotos: Günter Pfeffer

08.07.2021 / FULDA - Im April dieses Jahres hatte es das Gerücht gegeben, zwei kulturgeschichtlich wertvolle Häuser in der Löherstraße 44 und 46, die aus dem 16. bzw. 18. Jahrhundert stammen, sollten abgerissen werden. Das stellte sich zum Glück als Missverständnis heraus. Im Zuge der Restaurierung der beiden denkmalgeschützten Häuser wurden lediglich die rückwärtigen Anbauten in der Gerbergasse 5 und 7 zurückgebaut, weil diese "zusammengeschusterten" Hintergebäude aus dem 19. und teilweise 20. Jahrhundert laut Gutachter erhebliche Schäden durch Pilz- und Holzschädlingsbefall aufwiesen. 



Doch zunächst untersuchte die Fuldaer Kreis- und Stadtarchäologin Milena Wingenfeld den durch den Rückbau freigelegten 400 Jahre alten Gerberkanal aus der Zeit der Lohgerbereien. In der gemauerten Sandsteinrinne haben die Gerber, die der Gasse ihren Namen gaben, früher ihre flüssigen Abfälle entsorgt.  Die Vermutung ist, dass ein ursprünglich in der Mitte der Löherstraße verlaufender Kanal aus hygienischen Gründen hinter die Häuser verlagert wurde. Dessen Datierung ist aber nicht eindeutig: Die verwendeten behauenen Sandsteine weisen Merkmale aus der Barockzeit auf, jedoch ist wahrscheinlich, dass die Materialien "recycelt" wurden, das heißt, dass der in diesem Abschnitt erhaltene Kanal wahrscheinlich erst nach der Barockzeit entstanden ist.

Orginalexponat soll in Dauerausstellung

Die Archäologen hoffen, dass sie im Zuge der weiteren Untersuchungen und Bergungen möglicherweise noch hölzerne Reste eines Vorgängerkanals finden, die eine genauere Altersbestimmung (etwa über die Dendrochronologie) ermöglichen. Der Abwasserkanal ist nur noch im Bereich der Hinterhäuser der Hausnummer 44/46 erhalten geblieben, auf den anderen Grundstücken sind die Relikte bereits in früheren Zeiten im Zusammenhang mit Neubauten und Erweiterungen beseitigt worden.

Ziel der Archäologen ist es, zumindest einen Abschnitt des jetzt freigelegten gut erhaltenen Kanals zu sichern und als Originalexponat in die künftige Dauerausstellung des Vonderau-Museums zu integrieren. Ein Erhalt des Bodendenkmals vor Ort erwies sich unter anderem wegen der Schaffung von Stellplätzen für den geplanten Neubau des Hinterhauses als nicht umsetzbar. Die Bergung und Ausstellung im Museum werde das Denkmal einer großen Öffentlichkeit zugänglich machen. (ci)+++

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