"Der schönste Tag im Jahr!"

"Das Gehirn ist rausgerutscht!" - Praxisteam operiert jede Menge Kuscheltiere

Dieser Puppe ist zum Glück nicht das Hirn verrutscht - "in unserer Praxis haben wir im letzten Jahr viel Erfahrung mit sowas gemacht, sagt Dr. Silvia Steinebach
Fotos: privat

01.07.2021 / REGION - Rege Frequenz von Kuscheltieren mit vielerlei schwerwiegenden Problemen in der diesjährigen Teddy-Sprechstunde von Dr. Silvia Steinebach in Hosenfeld. Besonderer Notfall: Einem Teddy war "das Gehirn herausgerutscht", was natürlich für erfahrene Hausärzte kein Problem darstellt. "Wir haben ein beruhigendes Gespräch geführt und konnten das Gehirn finden, wieder an sein Plätzchen "zurück-operieren" und dann die Wunde mit einem festen Kopfverband verschließen", berichtet die Landärztin, die diesen einen Tag im Jahr ganz besonders liebt: "Es bleibt dabei: der schönste Tag im Jahr!"



Jährlich bietet die Praxis für Vorschulkinder eine Teddy-Sprechstunde an - und diese verläuft ganz genauso, wie eine normale Sprechstunde: mit Krankenversicherungskarte, Gespräch mit dem Arzt, Untersuchung - und nach der Behandlung gibt es sogar das klassische Rezept für die Apotheke. Seit vier Jahren bietet sie diese in ihrer Praxis in Hosenfeld einmal im Jahr für Vorschulkinder an. Die Grundidee: Kindern die Ängste vom Arzt zu nehmen. "Die Sprechstunde läuft genauso ab, wie es bei uns immer abläuft - nur, dass die Kinder die Eltern sind und die Teddys die Patienten", so Steinebach im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Die Kinder bringen sogar selbst gebastelte Versicherungskärtchen zur Anmeldung mit. Dann setzen sie sich ins Wartezimmer und werden nacheinander aufgerufen. "Wir fragen bei der Sprechstunde nach, was den Teddys fehlt. Ob sie eine Impfung brauchen oder Bauchschmerzen haben", erklärt die Ärztin das Konzept. Egal was - impfen, Wunden verbinden oder Blut abnehmen - die Kinder und ihre Teddys sollen mit einem guten Gefühl aus der Praxis gehen.  Sie werden sogar mit brenzligen Situationen konfrontiert: "In Gruppen kommen sie in einen Raum, wo eine bewusstlose Person liegt." So soll den Kindern vermittelt werden, wie sie in solchen Situationen reagieren. "Laut europäischen Leitlinien sollen Kinder schon in der Schule mit dem Erste-Hilfe-Training beschäftigt sein. Auch den Rettungswagen der Malteser konnten sich die Teddy-Eltern genau anschauen. 

"Natürlich war auch das Thema Corona präsent. Zum Glück konnten alle drei Verdachtsfälle mit negativem Abstrich dann sofort geimpft werden", berichtet die Medizinerin. Nachdem die kollabierte Person gerettet und in stabile Seitenlage gebracht worden war, wurden noch etliche Knochenbrüche durch die Malteser fachgerecht geschient und versorgt. Beim Apotheker Jörg Mendler in der Goethe-Apotheke konnten dann Rezepte eingelöst werden.

Die "Teddybär-Sprechstunde" war eine gemeinschaftliche Aktion des Vereins Ambulante Medizin Osthessen, einem Zusammenschluss aus ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzten, in dem auch die Hausärzte MKK organisiert sind. (ci) +++

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