Hochschulpräsident Khakzar im O|N-Interview
"Ab Oktober wollen wir wieder mit Präsenzveranstaltungen loslegen"
Fotos: Martin Engel, O|N-Achiv / Jonas Wenzel, Hochschule Fulda
01.07.2021 / FULDA -
"Wir werden alles daransetzen, dass wir zu Beginn des kommenden Wintersemesters Mitte Oktober wieder mit Präsenzveranstaltungen loslegen können." Nach drei Semestern, in denen die Studierenden der Hochschule Fulda pandemiebedingt dazu verdonnert gewesen sind, den Stoff im stillen Kämmerlein übers Internet zu büffeln, soll nun endlich wieder ein Stückweit Normalität auf dem Campus an der Leipziger Straße einkehren. Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS lässt Präsident Professor Dr. Karim Khakzar die letzten eineinhalb Jahre Revue passieren und erläutert, wie rasant sich die Hochschule in den letzten Jahren entwickelt hat.
"Die größere Herausforderung war, dass die Lehrenden die Inhalte aus den klassischen Vorlesungen und Seminaren fürs Internet neu aufbereiten mussten, sozusagen in kleinere, besser verdaubare Häppchen", so Professor Khakzar. Nach Kräften dabei unterstützt wurden die Dozentinnen und Dozenten von einer hochschuleigenen Dienstleistungsabteilung mit E-Learning-Labor und technischem Support. "Wir haben nach jedem Semester Online-Befragungen durchgeführt, um zu erfahren, wie der digitale Unterricht ankommt, und sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden waren überwiegend sehr zufrieden. Oberstes Ziel war es, dass die Studierenden keine Zeit verlieren und wir ihnen alle Prüfungen anbieten können." So gab es etwa im Wintersemester 2020/21 auch wieder rund 31.000 Prüfungen.
Grundsätzlich seien die Online-Semester richtig und wichtig gewesen, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. "Wir hatten hier an der Hochschule keinerlei Ausbrüche. Aber länger als drei Semester hält man das kaum durch. Es fehlt einfach der persönliche Kontakt und die individuelle Betreuung. An einer Hochschule entstehen Freundschaften und Partnerschaften für ein ganzes Leben. Das geht uns allen wahnsinnig ab. Studieren ist eben nicht nur der Erwerb von fachlicher Kompetenz, sondern da entwickeln sich junge Menschen zu verantwortungsvollen Persönlichkeiten."
"Wir suchen bewusst den Austausch mit der Region"
Seitdem Professor Dr. Karim Khakzar, der auch der Sprecher der 118 deutschen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften auf Bundesebene ist, das Präsidentenamt im Jahr 2008 übernahm, hat sich die Hochschule Fulda enorm weiterentwickelt. "Mit mittlerweile fast 10.000 hat sich die Zahl der Studierenden in dieser Zeit mehr als verdoppelt. Wir sind eine der großen Hochschulen für Angewandte Wissenschaft in Deutschland." Die Studierenden kommen aus der ganzen Republik, 14 Prozent aus dem Ausland, etwa aus Kamerun, Osteuropa, dem Mittleren Osten, aus Indien oder Pakistan. "Werte wie Weltoffenheit und Toleranz sind uns sehr wichtig."Wurde die 1974 gegründete – damals noch – Fachhochschule von der Bevölkerung lange Zeit eher skeptisch beäugt, so ist die Einrichtung längst in Fulda angekommen. "Wir suchen ganz gezielt den Austausch mit der Region, weil wir uns unserer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst sind", sagt Professor Khakzar. "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zur Stadt, zum Landkreis und zur IHK, pflegen Kooperationen mit Unternehmen und Einrichtungen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich sowie Schulen und haben ein Regionales Innovationszentrum für Gesundheit und Lebensqualität (kurz: RIGL) geschaffen, das von 120 Projektpartnern unterstützt wird."
Ironie des Schicksals: Viele der "Erstis" aus den letzten drei Semestern haben den Campus noch nie gesehen. Professor Khakzar: "Wir überlegen uns schon jetzt, wie wir unsere Studierenden im Herbst gebührend empfangen können. Derzeit gelten noch die 1,5-Meter-Regel und die Maskenpflicht in geschlossenen Räumen. Aber irgendwann Ende Sommer werden hoffentlich die meisten vollständig geimpft sein und normale Präsenzveranstaltungen an der Hochschule wären dann auch wieder möglich. Dann wird es in der Halle 8 auch wieder Feten geben, und im Mai freuen wir uns dann auf die Hochschultage 2022." (Matthias Witzel) +++