Erschütternde Zeugenaussagen
"Ich habe Elena vor ihm gewarnt: Er ist krank, gemein und gefährlich"
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01.07.2021 / FULDA -
Im Mordprozess gegen den 31-jährigen Florian C., dem die Anklage vorwirft, er habe am 7. Dezember 2020 in den frühen Morgenstunden seine Ex-Partnerin, die 35-jährige Klinikärztin Elena-Silvia K. mit einem scharfkantigen Gegenstand im Halsbereich tödlich verletzt, haben am Mittwoch weitere Zeug:innen vor dem Landgericht ausgesagt. Die Einschätzungen aus dem nahen Bekannten- und Freundeskreis des Opfers ähnelten sich in einem Punkt auffallend: Alle hatten die Beziehung zum Angeklagten als von Streit, Eifersucht und Bedrohung schwer belastet beschrieben. Er habe die allein erziehende Mutter eines kleinen Sohnes zu kontrollieren versucht und sei sowohl verbal ausfällig als auch gewalttätig gegen sie gewesen.
"Er wird mich umbringen!"
Auch eine Krankenschwester, die mit dem Opfer gemeinsam in der Notaufnahme gearbeitet hatte, beschrieb das Verhältnis des Opfers zum Angeklagten als anfangs durchaus glücklich. Ein Konflikt sei gewesen, dass die 35-Jährige nach der Trennung vom Vater ihres Kindes nie wieder habe heiraten wollen. Florian C. habe ihr aber am Tag ihrer Scheidung einen Antrag gemacht und einen Ring geschenkt, den sie auch angenommen habe. Auch diese Zeugin beschrieb eindringlich, wie sehr die eigentlich starke und selbstbewusste junge Frau unter der zunehmenden Eifersucht des Angeklagten gelitten habe. Nachdem sie ihn mehrfach angezeigt, die Anzeigen aber teilweise auf Drängen von Florians Familie wieder zurückgenommen habe, hätte sie ihr gegenüber große Angst um ihr Leben geäußert. "Er wird mich umbringen, hat sie mehrfach zu mir gesagt!", berichtete die Zeugin.
Ähnliches berichtete eine weitere Freundin, die besonders empört darüber war, dass der Angeklagte Elena als 'Schlampe und Nutte' beschimpft und beleidigt habe, als er sah, dass sie sich Lippenstift auftrug, um auszugehen. Es sei von Anfang an eine krisenhafte Beziehung gewesen, er sei übertrieben eifersüchtig gewesen. "Er hat beim Jugendamt und bei ihrem Exmann angerufen und sie als Rabenmutter beschimpft", berichtete sie. Unter Tränen beichtete die Zeugin, die in der Nachbarschaft des Opfers wohnt, sie habe den Angeklagten am Tatmorgen kurz nach 8 Uhr aus der Hofeinfahrt von Elenas Wohnung in der Nikolausstraße kommen sehen. Er sei über die Straße zu einem grauen Wagen gegangen und habe ihr ins Gesicht gestarrt "Ich habe ihn an seiner machomäßigen Art zu gehen, erkannt", versicherte sie. Seit diesem Tag sei sie unfähig zu arbeiten und wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung in Behandlung.
Ihre Aussage, sogar die Mimik des Angeklagten unmittelbar nach der Tat gesehen zu haben, zog der Verteidiger in Zweifel. Auf eine Distanz von 200 Metern beim Dämmerlicht des Dezembermorgens sei das schlechterdings unmöglich, argumentierte er. Die Verhandlung wird am Donnerstag mit der Anhörung weiterer Zeugen fortgesetzt, das Urteil könnte Mitte Juli verkündet werden. (Carla Ihle-Becker) +++