Beschäftigte fordern Sozialtarifvertrag
Hohe Beteiligung am 24 Stunden-Warnstreik bei Vitesco Bebra und Mühlhausen
Fotos: Gerhard Manns
12.06.2021 / BEBRA -
Nahezu alle Beschäftigten der aufgerufenen Schichten haben sich seit Donnerstagabend am 24 Stunden-Warnstreik der IG Metall bei Vitesco Technologies (Continental) beteiligt. "Die Produktion steht still, die Hallen sind leer", sagte die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Nordhessen, Elke Volkmann. Die IG Metall bekräftigt mit dem Warnstreik ihre Forderung nach einem Sozialtarifvertrag. Der ist aus Sicht der Gewerkschaft notwendig, weil das Unternehmen bis zum Jahr 2025 etwa die Hälfte der Arbeitsplätze in Bebra und Mühlhausen abbauen und dabei den Standort Mühlhausen komplett schließen möchte. In einem Sozialtarifvertrag können IG Metall und Arbeitgeber die damit verbundenen Nachteile für die Beschäftigten ausgleichen, etwa durch Abfindungen.
"Haltung hat nichts mit Wertschätzung zu tun"
Am Mittag trafen sich gut 150 Beschäftigte vor dem Werkstor in Bebra. Dort hagelte es Kritik am Verhalten des Managements von Vitesco und Continental. "Vorschlägen zur Beschäftigungs- und Zukunftssicherung stimmt das Management immer nur zu, wenn es nicht mehr anders geht und der Druck von Belegschaft und Öffentlichkeit zu groß wird", sagte der Leiter des IG Metall-Bezirks Mitte, Jörg Köhlinger. "Das ist eine Haltung, die nichts mit Wertschätzung gegenüber der Leistung der Beschäftigten zu tun hat", so Köhlinger. "Das werden wir nicht widerstandslos hinnehmen", betonte er. "An Respektlosigkeit kaum zu überbieten"
Die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Nordhessen, Elke Volkmann, kritisierte die Unternehmensleitung scharf. "Es ist an Respektlosigkeit gegenüber den Beschäftigten kaum noch zu überbieten, dass Vitesco mittlerweile drei Verhandlungsrunden ohne jegliches substanzielles Angebot hat verstreichen lassen", sagte Volkmann. "Es ein Schlag ins Gesicht, dass Vitesco jetzt für die kurzfristige Profitmaximierung den Standort Mühlhausen schließen und in Bebra die halbe Belegschaft loswerden will", sagte Volkmann. "Dass das Unternehmen die vollkommen berechtigte Forderung nach einem Sozialtarifvertrag einfach unbeantwortet lässt, ist empörend", sagte sie. Vitesco müsse sich jetzt rasch bewegen, "sonst legen wir den Betrieb so lange lahm, bis sie sich bewegen", sagte Volkmann. Noch bis 22:00 Uhr
Der 24 Stunden-Warnstreik startete am Donnerstag, 10.Juni 2021 um 22 Uhr und läuft bis Freitag, 11. Juni 2021 um 22 Uhr. Bestreikt werden beide Betriebsteile in Bebra und Mühlhausen. Gastredner waren unter anderem die Bebraer Stadtverordnetenvorsitzende Stefanie Koch, Stefan Schmelzle, stv. Vorsitzender des Werk Vertrauenskörpers vom VW Werk Baunatal und Jörg Bässe, Mitglied im Betriebsrat des Daimler Werkes Kassel. Alle kritisierten die geplanten Entlassungen in Bebra und die vorgesehene Werksschließung in Mühlhausen. Auch scharfe Kritik am Vitesco- Management zu den oben genannten Maßnahmen gab es von allen Rednern. (pm) +++