O|N hat nachgefragt

Vollgelaufene Keller, zerstörtes Inventar: Wer zahlt die Unwetterschäden?

Am vergangenen Wochenende lief so mancher Keller voll
Fotos: O|N

11.06.2021 / FULDA - Überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller und vom Regen herausgedrücktes Kopfsteinpflaster: Das Unwetter hat die meisten Fuldaer am vergangenen Samstag völlig überrascht. Doch, wer trägt die Kosten, wenn das eigene Gebäude plötzlich unter Wasser steht? OSTHESSEN|NEWS hat mit Marc Dechant von der Gothaer Versicherungsagentur und mit Daniel Martella von SIGNAL IDUNA in Fulda gesprochen.  



Dass viele Menschen nicht ausreichend gegen derartige Schäden versichert sind, wissen die Versicherungsprofis aus Fulda. "Hessenweit haben nur rund 20 Prozent der Menschen eine Elementarschadenabsicherung", sagt Dechant. In seiner Agentur, erklärt er, seien es in etwa 60 Prozent. "Die Leute glauben immer, weil sie beispielsweise am Aschenberg oder in Petersberg wohnen, wären sie vor Unwettern gefeit." Ein mitunter fataler Trugschluss, wie Tief Olger am Wochenende bewies.

"Wenn man eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen hat, werden Schäden, die an einem Gebäude durch das Wirken der Natur, also beispielsweise durch Überschwemmung oder Starkregen entstanden sind, übernommen." Die zusätzliche Hausratversicherung deckt Schäden am Inventar ab und ist somit nicht nur für Hauseigentümer, sondern auch für Mieter wichtig, findet Martella.

Seit Samstag wurden der Gothaer Versicherung rund 70 Schadensfälle im Stadtgebiet von ihren Kunden gemeldet. "Wir sind aktuell eigentlich nur damit beschäftigt, Hausbesuche zu machen und alles zu protokollieren", erklärt Dechant. In der Regel müssten Häuser trockengelegt und gereinigt werden, alleine dafür entstünden jeweils Kosten in Höhe von 2.000 bis 5.000 Euro. Seien zusätzlich Möbel oder Elektrogeräte beschädigt, würde die Schadenssumme schnell auf einen fünfstelligen Betrag ansteigen. "In Horas stand beispielsweise ein Keller völlig unter Wasser. Blöderweise ist dort auch die Heizungsanlage inklusive Steuerung untergebracht. Alles war nach dem Unwetter kaputt." Glück im Unglück für diejenigen, die gut versichert sind. "Es gibt wirklich attraktive Angebote, darunter Versicherungspakete, die alles abdecken."

Im Büro der SIGNAL IDUNA läuft derzeit vieles online ab: "Wir haben eine Schadenhotline eingerichtet, auf die unsere Kunden per Computer zurückgreifen können. Stand jetzt gingen 109 Fälle bei uns ein. Gerade in Zeiten von Corona wollen wir alle Hygienebestimmungen einhalten." Hinzukommen dennoch Hausbesuche und Telefonate mit Baufirmen, was "zum Kundenservice dazugehört". "Am Samstag liefen die Drähte heißt", erinnert sich Martella zurück. Er rät abschließend: "Bei Unwetterwarnungen heißt es, frühzeitig Schutzmaßnahmen zu ergreifen und im besten Fall eine Elementarschadensversicherung zu besitzen." 

Werden Fahrzeuge durch Starkregen, Hagel oder Überschwemmungen beschädigt, zahlt die Teilkaskoversicherung - allerdings nur, wenn dem Fahrer kein grob fahrlässiges Handeln vorzuwerfen ist. (mr) +++

X