"Das ist einfach nur demotivierend"

Wetter-Chaos und überlastete Notrufe, doch wieso durfte das THW nicht helfen?

Mittlerweile liegen vielerorts Sandsäcke. Sie sollen vor einer zweiten Unwetter-Front schützen
Foto: Yannik Overberg

09.06.2021 / FULDA - Die Bilder vom Unwetter-Wochenende haben wir alle noch vor Augen: Hand in Hand schleppten Einsatzkräfte der Feuerwehr Sandsäcke, pumpten Keller voll Wasser aus und standen den betroffenen Anwohnern helfend zur Seite. Trotz der tollen Gemeinschaft entstand von außen betrachtet der Anschein: "Das war ein sehr chaotischer Abend!" Immerhin waren es allein im Stadtgebiet über 200 Einsatzstellen. Nachdem dann auch noch der Notruf überlastet war, sah man vielerorts ratlose und wartende Gesichter. Die Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) mussten sich das mitansehen, ohne helfen zu dürfen. Wie kann das sein? 


Fakt ist: "Wir dürfen uns nicht eigenständig in einen Einsatz begeben, sondern müssen angefordert werden", erklärt Marcel Edelmann, Mitarbeiter der THW Regionalstelle Gelnhausen. Zudem habe man nicht die Ausstattung, wie zum Beispiel Wassersauger, für solch ein Unwetter, sondern Tauchpumpen, die aber zu groß für derartige Lagen wie am Wochenende seien. "Aber wir haben viele Sandsäcke sowie ein Sandlager mitten in Fulda." Und eine Reihe an Fachberatern, die nicht zum Einsatz kamen.

Für alle Kräfte des THWs ein demotivierendes Wochenende: "Wir sind zwar eine Bundesbehörde, stellen jedoch keine Kosten für einen Unwettereinsatz in Rechnung, da es keinen Verursacher und somit keinen Kostenerstattungsanspruch gibt. Dies ist im THW-Gesetz im letzten Jahr überarbeitet worden, um die örtliche Einbindung zu stärken. Das neue Gesetz muss in den Köpfen der Verantwortlichen verankert werden." Denn: Wenn "die Natur" der Verursacher eines großflächigen Schadens ist (wie z.B. bei Hochwasser oder Sturm), dann kann die betroffene Gebietskörperschaft der Rechnungsadressat sein. "Der Anforderer braucht unsere Hilfe und kann nichts für das Unwetter, also muss er auch nichts bezahlen", weiß der Sprecher des THWs.

Thomas Helmer, Chef der Feuerwehr Fulda, und seine Kräfte waren stundenlang im Dauereinsatz: "Wir haben zunächst überörtliche Einheiten aus dem Landkreis Fulda zur Hochwasserbekämpfung und zum Katastrophenschutz hinzugezogen." Nichtsdestotrotz schätze man die Einsatzbereitschaft der Kräfte des THW. "Bei Hochwassereinsätzen nimmt das THW für uns eine zentrale Rolle für die Vorhaltung und den Einsatz von Sandsäcken wahr. Vor diesem Hintergrund wurde am Samstag in der Einsatzleitung die Entscheidung getroffen, das THW für diese zentralen logistischen Aufgaben zurückzuhalten", erklärt Helmer.

Im Zuge der erneuten Unwetterwarnungen am Montag wurde das THW aber dann doch kurz eingebunden, um" die präventive Bereitstellung von Sandsäcken im Falle weiterer Überflutungsgefahren sicherzustellen". Also alles halb so wild? (Nina Bastian) +++

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