"#beigottbrenntlicht"

Bei einer Inzidenz von 17 (!): Graffiti-Kunst im superentspannten Schlossgarten

Superstimmung am Sonntagmittag im Fuldaer Schlossgarten
Alle Fotos: Martin Engel

31.05.2021 / FULDA - Als Journalist muss man sich mitunter in Geduld üben. So zum Beispiel am Sonntagmittag, als die katholische und die evangelische Kirche um 15 Uhr zum Bonifatius-Denkmal in Fulda geladen hatte, um dort eine Graffiti-Aktion mit dem Titel "#beigottbrenntlicht" und den dafür verantwortlichen Osnabrücker Streetart-Künstler Mika Springwald vorzustellen (O|N berichtete darüber bereits).



Als nach zwanzig Minuten immer noch keiner beim Denkmal aufgetaucht war, zückte die kleine Pressemeute kurzentschlossen das Handy und wählte die Nummer von Stadtpfarrer Stefan Buß. Der stand zur selben Zeit im Schlossgarten. "Wir haben uns gedacht, dass es hier viel schöner ist und auch mehr Leute unterwegs sind", gestand er kleinlaut, "und haben völlig vergessen, die Medien darüber zu informieren." Also nichts wie rüber zum Park.

"#beigottbrenntlicht" – was steckt dahinter? An vier markanten Standorten in der Innenstadt sind seit knapp über einer Woche und noch bis Anfang Juni vier Graffiti-Flächen aufgestellt, auf denen Menschen gezeigt werden, die den Sternenhimmel aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Neben den Wänden am Bonifatius-Denkmal und im Schlossgarten gibt es noch zwei weitere am Bahnhof und im Bermuda-Dreieck. Der Clou: In den umliegenden Kirchen und Läden liegen kostenlose Sterne aus, die die Passanten selbst auf die Graffitis kleben können. Am Ende ergibt sich daraus ein leuchtender Sternenhimmel.

Die Aktion komme bei den Passanten gut an, sagt Pfarrer Buß. "Allein in der Stadtpfarrkirche sind alle Aufkleber weg. Das waren hunderte." Und Pfarrerin Imke Leipolt vom Kirchenkreis Bad Hersfeld ergänzt: "Wir müssen wohl weitere Sterne nachdrucken lassen." Das Schöne sei, dass man bereits beim Aufstellen der Flächen sofort mit den Leuten ins Gespräch gekommen ist, sagt Bernadette Wahl vom Citypastoral Fulda. "Das ist halt was Besonderes, wenn die Kirche rausgeht und sich direkt unters Volk mischt."

Die Kunstaktion "#beigottbrenntlicht" ist ein Überbleibsel aus den Vorbereitungen für den geplatzten Hessentag und wurde initiiert vom Bistum Fulda, der Diakonie Hessen sowie den Evangelischen Kirchen von Kurhessen-Waldeck sowie Hessen und Nassau. "Wir hatten so viele ökumenische Veranstaltungen unter dem Motto ,Unterm Sternenhimmel‘ geplant und wollten jetzt wenigstens irgendwas machen", sagt Pfarrerin Imke Leipolt.

Mit dem Streetart-Künstler Mika Springwald habe man einen Mann bekommen können, der schon bei zahlreichen kirchlichen Events mitgewirkt hat. Der 49-Jährige ist hauptberuflich für die Caritas in Osnabrück tätig und arbeitet mit Schablonen und Sprühdosen. Denn: "Auch die Kirche darf ruhig mal sprühen", sagt er. Seine Sternen-Graffitis sollen Lichtblick und Hoffnungsschimmer in der Corona-Zeit sein. Außerdem passten sie so hübsch zur "Sternenstadt Fulda".

PS: Dass man den Termin kurzfristig in den Schlossgarten verlegt hat, war übrigens nicht die schlechteste Idee. Denn bei frühlingshaften Temperaturen und einem Tagesinzidenzwert von 17 (!) genossen es ganz viele Fuldaer sichtlich, endlich mal wieder rauszugehen. Die Stimmung war superentspannt und lässt auf bessere Zeiten hoffen. (mw) +++

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