Zehn Jahre Vorstandschef

Rückblick auf einen Aufstieg: Dr. Menzel und das Klinikum Fulda

Er hat das Klinikum Fulda in einer stürmischen Zeit als Vorstandschef übernommen und es sicher aus der Krise geführt. Seit zehn 10 Jahren steht Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Menzel (58) an der Spitze des osthessischen Krankenhauses der Maximalversorgung.
Fotos: Hendrik Urbin

30.05.2021 / FULDA - Er hat das Klinikum Fulda in einer stürmischen Zeit als Vorstandschef übernommen und es sicher aus der Krise geführt. Seit zehn 10 Jahren steht Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Menzel (58) an der Spitze des osthessischen Krankenhauses und Maximalversorgers mit 1.100 Betten sowie 3.000 Mitarbeitern. Menzel zählt zu den renommierten Krankenhaus-Managern in Deutschland und bleibt mindestens bis 2024 Chef am Klinikum Fulda. Sein Name steht für Kontinuität, Verlässlichkeit und Zukunft.



Rückblick: Es war ein Samstag, als Menzels Wurf in´s kalte Wasser klar wurde. Er musste schneller als geplant in die Domstadt kommen und Verantwortung übernehmen. Das Klinikum steckte nach einem erneuten Hygiene-Skandalen in einer schweren Krise: Patienten wurden mit nicht sterilem, nicht keimfreiem Besteck operiert. Skandal! Es war Teil vier einer öffentlichen Pannen-Serie seit 2007 (Salmonellen, Legionellen sowie Blut- und Rostverschmutztes OP-Besteck). Der damalige Vorstandsvorsitzende Harald Jeguschke hatte an jenem Samstag, den 9. April 2011 nach einer stundenlangen Aufsichtsratssitzung das Handtuch geworfen und seinen Rücktritt erklärt.

Das Klinikum Fulda ist eine gemeinnützige Aktiengesellschaft im Eigentum der Stadt Fulda und stellt nach eigenen Angaben die "beste medizinische Versorgung" für die 500.000 Bürger der Region sicher. Es zählt laut Focus zu den Top-Kliniken im Land. Unter den 170 hessischen Krankenhäusern belegt es laut dem Magazin den dritten Platz, nach den Universitätskliniken Gießen/Marburg und Frankfurt am Main. 

Menzel sollte eigentlich Vorstand für Krankenversorgung werden und im Juli 2011 das Amt, als Doppelspitze mit Jeguschke, antreten. Doch alles kam anders. Der Internist wechselte zwei Monate früher, zum 1. Mai 2011 von Schweinfurt nach Fulda. Er stand vor großen Herausforderungen, denn die Krisen kosteten das Klinikum viel Geld. Das Haus war dick im Minus, das Vertrauen der Bevölkerung in "ihr Städtisches Klinikum" dahin und die Belegschaft verunsichert. Viele komplizierte Baustellen also für den damals 48-jährigen Mediziner Menzel - eine Aufgabe, die alleine kaum zu schaffen war.

Der Mediziner bekam schnell kaufmännische Unterstützung im Vorstand, zunächst mit Dietmar Pawlik (seit Mai 2015 Geschäftsführer der Städtischen Kliniken in München), dann 2016 mit André Eydt (selbstständiger Unternehmer und Eigentümer einer Klinik-Gruppe) und seit Januar 2020 nun mit Burkhard Bingel.

Dem Duo Menzel/Pawlik gelang es den Neuanfang des Klinikums in die Wege zu leiten, konsequent Fehler zu analysieren, eine neue Führungskultur mit Respekt und Wertschätzung zu etablieren. Sie banden die Chefärzte stärker ein, wichen die Grenzen zwischen Medizin und Verwaltung auf, stellten Finanzierungen für die Weiterentwicklung des Klinikums und damit vor allem für den so wichtigen Neubau des Intensiv-, Notfall- und OP-Zentrums (INO-Zentrum) sicher. Neue Abteilungen wurden etabliert, das Klinikum zu einer Top-Adresse in Deutschland entwickelt. 2015 schaffte das Krankenhaus dann den Weg aus dem Tal, erreichte die Gewinnschwelle. Während 2011 der Verlust noch bei minus 9,6 Millionen Euro lag, schmolz er 2012 auf minus 2,6 und 2013 auf minus 1,3 Millionen Euro.

Der Vorstand zog mit den Klinik-Direktoren und ihren Teams aus Medizin und Pflege an einem Strang, die Wende gelang. Gemeinsam holten sie durch ihre hohe fachliche Kompetenz das Vertrauen der Patienten zurück. 2014 wurden 40.100 Patienten voll- und teilstationär behandelt - damals Rekord. 2006 waren 36.300 Patienten im Klinikum, 2011 dann durch die Krise nur noch 35.000 und 2013 wieder 38.300. Heute liegt die Patientenzahl konstant über 40.000 pro Jahr.

Menzel ist seit zehn Jahren die Konstante im Vorstand, der Teamplayer und der Repräsentant nach außen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Burkhard Bingel (59), dem Kaufmann in der Chefetage, hat er noch viel vor. Ganz oben auf der Agenda steht aktuell die Mediziner-Ausbildung am Klinikum, in Kooperation mit der Universitätsmedizin Marburg. Und auch im Kampf gegen das Coronavirus übernimmt das Krankenhaus Verantwortung für die Region. Es betreibt zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz Fulda und Hünfeld sowie dem Gesundheitsnetz Osthessen (GNO) das Impfzentrum des Landkreises Fulda.

Menzels Credo: "Das Klinikum Fulda gehört den Bürgern dieser Stadt und dieser Region. Dadurch ergibt sich für uns ein Auftrag, dem wir als Haus gerecht werden wollen: Medizin auf höchstem Niveau und eine wohnortnahe Versorgung für unsere Patienten." Seit 10 Jahren sagt Dr. Menzel das nicht nur bei Sonntagsreden, er lebt dieses Vorhaben tagtäglich. Die Fuldaer und Osthessen spüren das. (Christian P. Stadtfeld) +++

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