Blühinseln schaffen
Insektenfreundliche Wiesenpflege: Weniger Mähen für mehr Natur
Archivfotos: O|N / Gerhard Manns / Stefanie Harth
25.05.2021 / REGION -
Naturnahe Wiesen stecken voller Leben. Auf allen Etagen lassen sich hier Tiere beobachten, Schmetterlinge suchen nach Nektar und Ameisen bauen darin Erdnester. Wer aufmerksam und behutsam ist, kann schon jetzt die ersten winzigen Heuschrecken entdecken. Doch auf vielen Wiesen im Land herrscht grüne Ödnis: "Von oben sieht unser Land teils aus wie ein Kunstrasen, steriles Grün soweit das Auge reicht. Kaum sind die ersten Gräser da, werden Mäher und Mulcher ausgepackt, Löwenzähne ausgestochen und der Rasen manikürt", sagt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen.
Nicht nur in manchen Privatgärten herrsche Blütenmangel. Auch entlang von Straßen werden Grünflächen – sogenanntes Straßenbegleitgrün – teils schon früh im Jahr weiträumig gestutzt. In der Landwirtschaft sind die ersten Traktoren mit Mähwerk unterwegs, um Silage als Kuhfutter herzustellen.
Das können Kommunen tun
Wilde Brennesselecken und Blühstreifen anlegen
Für die Neuanlage eines Blühstreifens sollte man regionales Saatgut nutzen. In bestehendem Rasen kann man punktuell offene Stellen schaffen und diese mit den gewünschten Samen einsähen oder die Art des Mähens auf Dauer ändern. "Dann heißt es: warten und sich überraschen lassen!", so der Landesvorsitzende. "Auch, wenn sich nicht jeder nährstoffreiche Rasen schnell zum Blütenparadies entwickelt, kann allmählich ein Lebensraum für eine Vielzahl von Arten entstehen", rät Eppler.
Mehr blütenbunte Vielfalt in der Landwirtschaft
Intensive Landwirtschaft gefährdet eine Vielzahl an Insekten. Landwirtschaftlich genutzte Wiesen werden heute bis zu fünf Mal im Jahr gemäht und das Gras mitsamt Insekten meist in praktische Siloballen verpackt. Überdüngung aus der Luft sorgt dafür, dass die Artenvielfalt selbst in Naturschutzgebieten schwindet. "Damit Wiesen-Margerite, Acker-Witwenblume oder Gewöhnliche Schafgarbe eine Wiese besiedeln können, müssen sie blühen und aussamen können. Ein später Schnitt, frühestens ab Mitte Juni, ist dafür unabdingbar", sagt Gerhard Eppler. Mit einem Balkenmäher sinke dabei das Sterberisiko für die Wiesenbewohner.
Die Politik setzt bereits Anreize, um es besser, sprich insektenfreundlicher zu machen: "Das Land hat erkannt, dass mehrjährige Blühmischungen helfen, die Insekten- und Vogelvielfalt zu bewahren. Mehrjährige Blühmischungen sind Bestandteil der Hessischen Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen (HALM) und werden auch im beispielsweise im Rahmen der Kampagne Bienenfreundliches Hessen beworben. Solche Blühflächen bieten ohne Bewirtschaftung und Arbeitsaufwand für einige Jahre einen optimalen Lebensraum für viele Insekten, bodenbrütende Vögel und Kleinsäuger wie Feldhasen", so der Landesvorsitzende des NABU Hessen.
Fünf Tipps für insektenfreundliche Wiesen
• Frühestens Mitte Juni mähen und Schnittgut abräumen.
• Nicht alles auf einmal, sondern in Abständen von zwei bis drei Wochen mähen.
• Ränder und Säume an Wegen, Straßen, Wäldern und Bächen als Rückzugsraum erhalten.
• Mindestens zwölf Zentimeter Bewuchs stehen lassen, so können Insekten überleben.
• Auf Mähaufbereiter verzichten, wenn möglich Sensen oder Balkenmäher nutzen. (pm) +++