Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stadtpfarrer Buß: "Gnade ist das Lächeln Gottes"

Stadtpfarrer Stefan Buß.
Archivfoto: O|N / Hendrik Urbin

29.05.2021 / REGION - Irgendwann während meines Studiums fiel mir ein Satz des Apostels Paulus in die Hände, der mich tief angesprochen hat: "Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin" (1. Kor. 15,10). Er führte mich nicht nur zu einer Entschleunigung des Lerntempos, sondern war gleichzeitig ein Weckruf, der mir klarmachte: das Wesentliche in meinem Leben schaffe nicht ich selbst. Das Wesentliche verdanke ich anderen. Das Wichtigste bekomme ich geschenkt. Allein schon mein Leben.



Das habe ich nicht selbst erfunden, ich habe mich nicht selbst gemacht. Das Leben haben mir meine Eltern geschenkt. Und auch mein Leben ist für sie ein Geschenk gewesen. "Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin." Meine Fähigkeiten, meine Begabung hier und da: nicht selbst erzeugt, sondern geschenkt. Es ist aber auch schön sich bewusst machen zu dürfen, dass mein Leben Geschenk ist.

Vielleicht sehen Sie das ähnlich oder genauso, wenn Sie auf Ihr Leben schauen. Jeder und jede von uns hat seine je ganz einmalige, unverwechselbare Lebensgeschichte. Und in allem liegt der Gedanke: das Wesentliche habe nicht ich selbst gemacht. Trotz aller eigenen Anstrengung und Plackerei: das Leben ist Geschenk: "Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin." Dabei ist Gnade nicht das Abfallprodukt Gottes, sondern das Geschenk seiner liebenden Erwählung.

Lothar Zenetti (1926 – 2019, Priester und Schriftsteller, "Rundfunkpapst" beim HR) formuliert es in einem Gedicht so: "Ich bin fast sicher, dass die Gnade - wenn wir schon davon reden – keine mürrische Alte ist, die, der Sache überdrüssig und ohne mich weiter anzusehen, das Gewünschte am Schalter endlich mir hinschiebt. Vielmehr ist sie das Lächeln eines Mädchens, das sich aufmerksam meines Falles annimmt und mit seinen sanften Augen, so kommt es mir vor, länger als nötig mich ansieht."

Eine schöne Umschreibung: Gnade ist das Lächeln Gottes. Das Lächeln eines Gottes, der sich unserer ganz persönlich annimmt. Der unser Leben mit seiner Liebe umgibt. (Stefan Buß) +++

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