Aufruf über die sozialen Medien
Der etwas andere Ramadan: Essen verschenken und das Wir-Gefühl stärken
Foto-Collage: privat/O|N
20.05.2021 / BAD HERSFELD -
Der muslimische Fastenmonat Ramadan ist vorüber. Hasibe Özaslan aus Bad Hersfeld blickt auf spannende 30 Tage voller Eindrücke zurück - und das trotz Lockdown. Sie hatte eine Online-Aktion in den sozialen Medien gestartet. "Mehr denn je ist das Wir-Gefühl gefragt. Um den Menschen etwas zurückzugeben, habe ich meiner Kreativität freien Lauf gelassen und täglich ,Iftar'-Boxen mit leckeren Gerichten kostenlos an alle, die Interesse hatten, verteilt", erklärt die Initiatorin gegenüber OSTHESSEN|NEWS.
Muslime verzichten während des besagten Zeitraums von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. "Gerade in der Fastenzeit ist ein gemeinsames Miteinander wichtig. Normalerweise essen wir dann abends zusammen mit Familie und Freunden - traditionell wird es Iftar genannt. In Corona-Zeiten ist das Ganze schwer umzusetzen, das ist nun der zweite Ramadan unter diesen Bedingungen", so die 44-Jährige.
Fastenbrechen mal anders
Kulinarisch bunt gemischt
Sadaqa-Box: 4.000 Euro gesammelt
Alle Essensabholer konnten vor Ort eine freiwillige "Abgabe" (Sadaqa) machen. "Ich habe mir zum Ziel gesetzt, am Ende der Aktion einen Betrag an eine Hilfsorganisation zu spenden. Die Geldsumme geht dabei an eine Organisation nach Afrika, die Brunnen für die Trinkwasserversorgung baut. Den Namen für den Brunnen können sich die Spender selbst aussuchen." Insgesamt kamen über 4.000 Euro zusammen. "Besonders während der Ramadan-Zeit hat sich mein Bewusstsein geschärft. Ich habe gemerkt, was es heißt, Durst zu haben. Wir können dankbar sein, dass wir so selbstverständlich auf Wasser zurückgreifen können - die Menschen in Afrika müssen dafür oftmals mehrere Kilometer laufen.""Teilen tut nicht weh"
Özaslan zieht positive Bilanz zum Ramadan-Projekt. "Ich habe sehr viel Rückmeldung und Zuspruch bekommen, so war das Fasten insgesamt einfach angenehmer." Die Idee soll jedoch über den Fastenmonat hinaus Kreise ziehen. "Nicht jeder lebt in einer großen Familie. Nach dem Prinzip einer Tausch- und Kochgemeinschaft könnte man das Ganze fortführen. Einfach Essen abfüllen, wenn etwas über ist und es Menschen anbieten." Dies sei ein Zeichen gegen den Trend der Wegwerfgesellschaft. "Die Aktion hat gezeigt, dass teilen nicht weh tut. Ich bin selbstständig und habe drei Kinder - und trotzdem kann man die Zeit aufbringen und einen kleinen Beitrag für seine Mitmenschen leisten." (mkr) +++