"Zu viele Jobs mit Verfallsdatum"
32 Prozent aller Neueinstellungen im Kreis Fulda befristet
Foto: IG BAU
10.05.2021 / FULDA - Wenn der Job zur Zitterpartie wird: Infolge der Corona-Pandemie tragen Beschäftigte, die imKreis Fulda einen befristeten Arbeitsvertrag haben, ein besonders hohes Risiko, ihre Stelle zu verlieren. Davor warnt die IG BAU. Im vergangenen Jahr hatten 32 Prozent aller Neueinstellungen im Landkreis ein Verfallsdatum.
Von rund 4.900 Arbeitsverträgen, die im zweiten Quartal neu abgeschlossen wurden, waren etwa 1.500 befristet, so die Gewerkschaft unter Verweis auf eine aktuelle Auswertung des Wirtschafts-und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. "Die Zahlen zeigen, dass auf dem heimischen Arbeitsmarkt etwas aus dem Ruder gelaufen ist. In der Corona-Krise können Befristungen für die Betroffenen leicht zur Falle werden, wenn Unternehmen solche Stellen nicht mehr verlängern", sagt Doris Hammes, Bezirksvorsitzendeder IG BAU Mittelhessen. Nach Beobachtung der Gewerkschafterin sind befristete Stellen in Branchen wie der Gebäudereinigung und der Landwirtschaft stark verbreitet.
Junge Beschäftigte seien besonders häufig betroffen. "Wer als Berufseinsteiger eine Wohnung finden oder einen Kredit aufnehmen will, der hat mit einem befristeten Vertrag schlechte Karten. Wegen der Unsicherheit muss manchmal sogar der Wunsch nach eigenen Kindern vertagt werden", kritisiert Hammes. Die IG BAU fordert die Bundesregierung dazu auf, ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen und Befristungen ohne einen sogenannten Sachgrund einzudämmen. Als Sachgründe gelten etwa eine Schwangerschaftsvertretung oder eine Probezeit.
Nach Angaben des WSI waren im zweiten Quartal vergangenen Jahres im bundesweiten Durchschnitt gut 39 Prozent aller Neueinstellungen befristet. In der Altersgruppe bis 25 Jahren hatten knapp 51 Prozent aller neu abgeschlossenen Verträge ein Ablaufdatum (Azubis nicht mitgerechnet). Frauen sind häufiger von Befristungen betroffen als Männer, auch ein Migrationshintergrund wirkt sich negativ aus, so das Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB). Im vergangenen Jahr wurden befristete Verträge laut IAB seltener verlängert, die Personalabgänge nach Befristungsende stiegen an und die Zahl der Übernahmen in unbefristete Beschäftigung sank deutlich. (pm) +++