Der Stadtpfarrer bei O|N
Impulse von Stadtpfarrer Buß: Christi Himmelfahrt – Vatertag
Foto: Hendrik Urbin
12.05.2021 / REGION -
Jeweils genau 39 Tage nach dem Ostersonntag und damit immer an einem Donnerstag gedenken die Gläubigen der Rückkehr des Gottessohnes zu seinem Vater im Himmel. Dabei berufen sie sich neben dem Lukasevangelium auf das erste Kapitel der Apostelgeschichte im Neuen Testament. Dort steht geschrieben, dass Jesus nach seiner Auferstehung noch vierzig Tage zu seinen Jüngern gesprochen habe (Apostelgeschichte 1,3), dann sei er "aufgehoben" worden und eine "Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg" (Apostelgeschichte 1,9). Die vierzig Tage nach Ostern bilden dabei ein Pendant zur 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern. Seit dem 4. Jahrhundert gilt die Himmelfahrt des Gottessohnes als eigenständiger Feiertag.
Die Rückkehr in den Himmel wurde in Gottesdiensten oft sehr bildlich nachgestellt: Messdiener zogen an Schnüren befestigte Christusstatuen bis unter die Kirchendecke und oft noch durch eine Luke und sparten auch nicht am Weihrauch. Diesen Brauch findet man heute nur noch selten. Schließlich ist die "Himmelfahrt" nach theologischem Verständnis nicht wörtlich zu nehmen. Sie bedeutet demnach nicht, dass Christus jetzt über den Wolken thront, sondern dass er bei Gott ist, an seiner Herrlichkeit teilhat und ihm gleichgeworden ist. Die Auffahrt Jesu in die Wolken, wo sein Vater bereits auf ihn wartet, war lange Zeit ein beliebtes Motiv für Maler.
Am Vatertag zu Gott zurückgekehrt
Ich glaube aber: "Vatertag" hat noch viel mehr zu sagen und gibt Anlass zum Nachdenken. Der Vater ist neben der Mutter einer der wichtigsten Menschen im Leben. Der Himmelfahrtstag ist aber Vatertag – zuerst für Jesus. Denn Himmelfahrt bedeutet ja nichts anderes, als dass Jesus zurückgekehrt ist zu dem, den er seinen Vater genannt hat: zu Gott. Und dabei geht es nicht so sehr um ein spektakuläres Wunder, sondern um eine logische Konsequenz. Denn die Himmelfahrt von Jesus ist die Antwort auf die Frage: Wo ist Jesus? Die Antwort lautet: Bei seinem Vater. Jesus hat immer gesagt: "Ich und der Vater sind eins!". Jesus redet dabei nicht so sehr von seiner biologischen Herkunft, sondern von seiner tiefen Verbundenheit, mit Gott. Eine Verbundenheit, die so weit geht, dass sie eine Einheit ist. Und das glauben Christen: Was Jesus gesagt und getan hat, das ist von Gott, ja, er selbst ist von Gott. Und deshalb kehrt Jesus auch logischerweise am Ende seines Lebens unter den Menschen zurück zu Gott, zurück zum Vater.