"Emotional geführte Debatte"
Teilrückkauf von Buchbeständen aus der Klosterbibliothek gesichert
Fotos: Stadt Fulda
07.05.2021 / FULDA -
Die mediale Aufregung um den vermeintlichen Ausverkauf von Fuldaer Kulturschätzen aus der Klosterbibliothek der Franziskaner am Frauenberg ist abgeebbt. Die zur Aufklärung und Schadensbegrenzung im Januar gebildete Arbeitsgruppe im Stadtschloss meldet aktuell, dass die für Fulda wesentlichen Bände mittlerweile gesichert werden konnten. Für diesen Rückkauf will das Kuratorium der Jubiläumsstiftung der Sparkasse einen mittleren fünfstelligen Betrag zur Verfügung stellen.
Das Auftauchen einiger Bücher aus den Klosterbeständen auf den Angebotsseiten eines Leipziger Groß-Antiquars hatte Ende 2020 hohe Wellen geschlagen. Dem Eindruck, dass dort quasi "Fuldaer Tafelsilber" regelrecht verramscht worden war, stand im Raum und sorgte für viel Kritik. Zuvor geführte Gespräche zwischen der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars und dem Franziskanerorden über die Unterbringung der etwa 100.000 Titel umfassenden Buchbestände seit 1600 waren ergebnislos verlaufen. Doch die wirklich wertvollen Bände wie die Handschriften und die älteren Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts waren schon vorher an die Seminarbibliothek übergeben worden, während die Franziskaner die Fuldensien und die Ordensliteratur im Kloster gesichert hatten.
Jubiläumsstiftung der Sparkasse sponsert mittleren fünfstelligen Betrag für den Rückkauf
Hintergrund: Die Frauenberger Klosterbibliothek
Die Bibliothek wurde 1623 mit der Neuansiedlung der Franziskaner auf dem Frauenberg begründet. Ein erster Katalog von 1627 nennt 276 Werke. Im Jahr 1715 war der Bestand zu dieser Zeit bereits auf 1.600 Werke angewachsen, von denen allerdings viele beim Klosterbrand 1757 vernichtet wurden. Danach gab es einen Wiederaufbau, der jedoch durch zahlreiche äußere Ereignisse wie die Aufhebung des Klosters 1875 im Kulturkampf gestört wurde. Die in dieser Zeit innerhalb von Fulda ausgelagerten Bände dienten nach der Wiedereröffnung des Klosters 1887 als Grundstock der neuen Bibliothek, die abermals einen Rückschlag und Verluste wertvoller Bände erlitt, als die Nationalsozialisten 1940 das Kloster schlossen. Nach 1945 erfolgte ein gezielter Bestandsaufbau als Konvents- und Hochschulbibliothek der Franziskaner.Nach Auflösung der Hochschule zu Beginn der 1970er Jahre schränkte die Bibliothek ihre Erwerbungen stark ein und erhielt als "theologische Gebrauchsbibliothek" ihren Zuwachs vorwiegend durch Nachlässe sowie über die Übernahme von wertvollen Beständen anderer Konventsbibliotheken der Ordensprovinz (wie etwa Gorheim und Salmünster). Bis zur Aufhebung der in Fulda angesiedelten Thüringischen Franziskanerprovinz 2010 diente die am Ende etwas mehr als 100.000 Bände umfassende Bibliothek fast ausschließlich dem Konvent des Klosters Frauenberg und als Zentralbibliothek der Ordensprovinz. Die Nutzung durch externe Benutzer war selten. Beliebt bei vielen Interessierten waren hingegen die Bibliotheksführungen von Bruder Emanuel durch die historische Abteilung. (pm)+++