Horten auf der Baustelle!
Lieferengpässe und Preisexplosion bei Baustoffen: "Staat sollte eingreifen"
Fotos: Adobe Stock / Sondem
29.04.2021 / REGION -
Die Preise für Baustoffe wie Stahl, Holz und Bitumen sind seit Jahresbeginn rasant gestiegen. Lieferschwierigkeiten und Bauverzögerungen setzen auch regionalen Unternehmern zu. Einer der Gründe ist die gestiegene Nachfrage aus dem Ausland.
"Es kommt alles zusammen"
Zusätzlich zur gestiegenen externen Nachfrage kommen die eingeschränkten Lieferkapazitäten mancher Hersteller, die wegen jahrelang stagnierender Preise Überkapazitäten abgebaut und Investitionen zurückgefahren haben, schon vor der Corona-Pandemie. "Es kommt alles zusammen momentan: Ein Werk in Belgien, das mit seiner Produktion von Granulat für Kanalgrundrohre sonst beinahe den gesamten deutschen Markt abgedeckt hat, hat Produktionsprobleme. Und der Stoff ist in vielen Produkten, von der Dämmung über die Rohre bis hin zum Farbeimer. Die Stahlpreise sind ohnehin schon seit letztem Jahr hoch. Außerdem hat der ländliche Raum gerade durch Corona stark an Zuspruch gewonnen, Bauprojekte dort können durch Lieferprobleme in Verzug geraten", erklärt Benedikt Leinweber vom Leinweber Baucentrum."Ausfuhrstopp könnte helfen"
Die Lieferketten für bestimmte Baustoffe seien innerhalb von drei Wochen zusammengebrochen, berichtet Dirk Bodes, geschäftsführender Gesellschafter der Ingenieurgesellschaft Rebo-Consult. "US-Präsident Joe Biden hat ein Zwei-Billionen-Dollar-Programm für den Klimaschutz in die Wege geleitet. Ökologisches Bauen wird zum Boom in den USA werden, selbst Dämmstoffe werden inzwischen zum Spekulieren verwendet. Das macht sich am Markt bemerkbar. Vater Staat könnte einen Ausfuhrstopp verhängen, das würde helfen, die Preisentwicklung einzudämmen." Dem stimmt auch Geisendörfer zu: "Ein Ausfuhrstopp für manche Baumaterialien wäre momentan sinnvoll, sonst ist Bauen in Deutschland bald nicht mehr bezahlbar.""Wir versuchen, über unsere Verbände die Auftraggeber zu sensibilisieren für die Problematik. Die Bauindustrie kann wenig machen, wir sind an unsere Quellen weitgehend gebunden. Es kommt zu Lieferverschiebungen, glücklicherweise noch nicht zu Baustopps auf unseren Baustellen. Eine der Möglichkeiten, unser Risiko zu mindern, wäre, Preisgleitklauseln wieder in die Verträge aufzunehmen. Gerade bei Stahl kommt es häufiger zu Preissteigerungen, da sind solche Klauseln, die Preissteigerungen berücksichtigen, eher verbreitet. Die andere Möglichkeit wäre, mit verkürzten Bindefristen zu arbeiten: Es kann von der Auftragsvergabe bis zum Baubeginn bis zu einem halben Jahr dauern, abhängig von der Auftragsvergabestelle. Diese Fristen zu verkürzen wäre momentan ein gutes Mittel zur Risikominderung", erklärt Marco Auth vom Vorstand der Bickhardt Bau AG. (mau) +++